14. April, 2025

Unternehmen

Technik-Lieblinge unter Beschuss – Trumps Zölle treffen deutsche Anleger ins Depot

Apple, Tesla, Nvidia & Co. verlieren massiv an Wert – und viele Sparplan-Anleger gleich mit. Trumps Zolloffensive wirbelt nicht nur die globalen Lieferketten durcheinander, sondern auch die Vermögensplanung von Millionen Deutschen.

Technik-Lieblinge unter Beschuss – Trumps Zölle treffen deutsche Anleger ins Depot
Apples Lieferkette ist global – Trumps Strafzölle auf Importe aus Vietnam, China und Taiwan gefährden die Margen des Konzerns. Experten befürchten Preissteigerungen von bis zu 50 Prozent.

Wer dieser Tage in sein Aktiendepot schaut, sieht rot. Besonders tief in den Miesen: die sogenannten Glorreichen Sieben – Apple, Tesla, Nvidia, Microsoft, Amazon, Meta und Alphabet.

Tech-Giganten, die bislang als Fels in der Brandung galten. Jetzt wankt das Fundament – ausgelöst durch Donald Trumps Zolloffensive, die kaum ein Unternehmen härter trifft als jene Konzerne, auf die so viele deutsche Sparplananleger gesetzt haben.

Protektionismus made in Trumpistan

Der neue Zollhammer trifft die Exportstruktur der USA an ihrer empfindlichsten Stelle: der Tech-Branche. Trumps Plan sieht Zölle von 50 Prozent auf Waren aus China, 32 Prozent auf Importe aus Taiwan und 46 Prozent auf Produkte aus Vietnam vor – allesamt Länder, aus denen die Komponenten für iPhones, KI-Chips und Server stammen.

Das Resultat: Lieferketten werden unplanbar, Preise explodieren. Das iPhone könnte bald 3.500 Dollar kosten, warnen Analysten.

Morgan Stanley rechnet bereits mit jährlichen Mehrkosten in Höhe von 8,5 Milliarden Dollar – nur für Apple.

Kein Wunder also, dass die Aktie seit der Zollankündigung über ein Viertel ihres Werts eingebüßt hat. Tesla, Alphabet, Microsoft und Meta stehen kaum besser da.

Wenn der Sparplan zur Risikoanlage wird

Für viele deutsche Anleger ist das ein Desaster. Apple, Microsoft, Nvidia und Amazon führen die Hitlisten der beliebtesten Aktien-Sparpläne auf Plattformen wie Trade Republic, Scalable oder ING an.

Allein Apple ist in über 800.000 deutschen Sparplänen vertreten. Und ausgerechnet jetzt geraten jene Werte unter Druck, auf die junge Anlegergenerationen besonders stark setzen.

Das Problem: Die Tech-Giganten sind massiv globalisiert – sie sind Exportweltmeister im amerikanischen Gewand. Doch genau diese Struktur ist nun ihre Achillesferse. Während Trump Zölle erhebt, schlägt China zurück: 34 Prozent Aufschlag auf US-Produkte.

Apple droht in seinem wichtigsten Auslandsmarkt Umsatzverluste. Tesla bekommt die Quittung für seine US-Fertigung von Teilen für die chinesische Produktion. Nvidia, Amazon und Google wiederum brauchen asiatische Chips – ein logistische Höllenfahrt, sobald jeder Zwischenstopp zollpflichtig wird.

Lieferkette oder Rubik's Cube?

Dan Ives von Wedbush Securities spricht vom „wirtschaftlichen Armageddon“ für die US-Techbranche. Zölle in der genannten Größenordnung könnten den KI-Ausbau um Jahre zurückwerfen.

Server, Rechenzentren, Hochleistungs-GPUs – alles hängt am seidenen Faden internationaler Lieferketten. Wer seine Komponenten aus Taiwan bezieht, in Malaysia testet und in China montiert, weiß künftig kaum noch, welcher Zollsatz am Ende greift. Schon jetzt scheinen selbst die US-Zollbehörden überfordert.

Microsoft bleibt stabil – Tesla wankt

Während Apple und Tesla ins Straucheln geraten, halten sich Microsoft und Amazon vergleichsweise gut. Der Grund: Microsofts Geschäftsmodell ist weniger von Konsumgütern abhängig und stärker im Geschäftskundenbereich verankert.

Cloud, Software, KI-Dienste – alles lässt sich zur Not auch aus europäischen Rechenzentren anbieten. Zudem hat das Unternehmen bereits früh begonnen, seine Infrastruktur zu diversifizieren.

Ganz anders bei Tesla: Das Unternehmen steht bereits jetzt unter immensem Margendruck, besonders in China. Kommt es hier zu Importzöllen auf US-Komponenten, könnte das Model Y endgültig zum Ladenhüter werden – mit katastrophalen Folgen für den Börsenwert.

Zwischen Cost-Average und Kollateralschaden

Der Blick in die Zukunft bleibt zwiespältig. Wer konsequent monatlich spart, profitiert langfristig vom Cost-Average-Effekt – das haben viele Anleger nach der Finanzkrise 2008 erlebt.

Doch diesmal droht ein struktureller Bruch: eine echte Deglobalisierung. Sollte sich der Handelskrieg verfestigen, werden viele Geschäftsmodelle neu kalkuliert – und womöglich neu bewertet.

Die Analysten sind entsprechend vorsichtig: Während Microsoft, Meta und Nvidia von der Mehrheit der Experten weiterhin mit „Kaufen“ eingestuft werden, sind die Einschätzungen zu Tesla und Apple deutlich skeptischer geworden.

Der Preis der Abkopplung

Für viele Investoren ist das die Stunde der Wahrheit: Glauben sie an eine Rückkehr der Globalisierung – oder beginnt eine neue Epoche? Eine, in der Tech-Unternehmen plötzlich wieder national denken müssen. Eine, in der das iPhone nicht mehr auf der ganzen Welt entsteht – sondern bestenfalls in Nordamerika. Eine, in der Anleger ihr Depot neu sortieren müssen.

Donald Trumps Zollpolitik hat das Potenzial, das Gesicht der Börse zu verändern. Nicht nur für ein Quartal. Sondern für eine ganze Generation.

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