Das schmelzende Permafrost in den arktischen Regionen bedroht die Lebensgrundlagen von beinahe drei Millionen Menschen. Forscher aus Österreich, Dänemark und Schweden haben in einer aktuellen Studie die gravierenden Folgen hervorgehoben, die durch zerstörte Infrastruktur sowie beeinträchtigte Transport- und Versorgungswege entstehen können. Ein weiteres Resultat dieser Entwicklung sind potenzielle Verschlechterungen der Wasser- und Nahrungsmittelversorgung sowie eine gesteigerte Gefahr durch frei werdende Schadstoffe und Infektionskrankheiten, da das Schmelzen des Bodens toxische Materialien aus ehemaligen Öl- und Gaslagerstätten freisetzt.
Die umfangreiche Untersuchung, veröffentlicht im Journal "Communications Earth and Environment", zeigt, dass Wissenschaftler aus Sozial- und Naturwissenschaften über mehrere Jahre hinweg die Risiken dieser Umweltveränderungen analysiert haben. Dabei arbeiteten sie eng mit betroffenen Gemeinden in Europa, Amerika und Asien zusammen. Indigene Gemeinschaften, unter anderem in Grönland und der russischen Republik Sacha, stehen dabei im Fokus der Studie. Hier zeigt sich, dass die Auswirkungen des Tauens des Untergrunds bereits real sind und nicht erst in ferner Zukunft erwartet werden.
Susanna Gartler, Hauptautorin und Anthropologin der Universität Wien, betont die Ernsthaftigkeit der Situation: Das schmelzende Permafrost führt zu Erdrutschen und verstärkter Küstenerosion. Gemeinden wie die auf der norwegischen Inselgruppe Spitzbergen oder in kanadischen Regionen am Mackenzie River erleben hautnah, wie Jagd- und Fischerhütten ins Wasser stürzen und somit die traditionelle Lebensweise der indigenen Bevölkerung gefährden. In Nuugaatsiaq auf Grönland verursachte ein Erdrutsch 2017 einen Tsunami mit katastrophalen Folgen.
Trotz der ernsten Lage bleibt die Resilienz der lokalen Bevölkerung bemerkenswert. Viele zeigen sich optimistisch und vertrauen auf ihre Fähigkeit zur Anpassung. "Indigene Gemeinschaften, einschließlich der Inuit, betonen immer wieder ihre über Jahrtausende geübte Anpassungsfähigkeit an wechselnde Umweltbedingungen", so Gartler.