Tausende Israelis haben sowohl in Tel Aviv als auch in Jerusalem lautstark eine Vereinbarung gefordert, die zur Freilassung der rund 120 Geiseln in der Gewalt der Hamas führen soll. Dabei warfen sie dem israelischen Regierungschef Benjamin Netanjahu vor, die indirekten Verhandlungen mit den Islamisten gezielt zu behindern. Mit Transparenten wie "Netanjahu macht die Geiseln fertig" machten die Demonstranten ihrem Ärger Luft. Einer der Redner, selbst eine ehemalige Geisel, äußerte eindringlich, dass der Schmerz der Erfahrungen noch immer auf ihm lastet, obwohl er zu den „Glücklicheren“ gehörte, die in einem Haus und nicht in einem Tunnel gefangen gehalten wurden. Er appellierte an die Öffentlichkeit, sich die Notlage der verbliebenen Geiseln vorzustellen. Die Hauptstadt Jerusalem sowie das Seebad Caesarea, Heimat einer Privatvilla des Regierungschefs, waren zentrale Orte des Protests. Auch in Haifa, Beerscheba und Herzlija fanden kleinere Kundgebungen statt. Eindrucksvoll wandelten mehrere hundert Angehörige und Unterstützer der Geiseln in den letzten vier Tagen zu Fuß von Tel Aviv nach Jerusalem, um ihrer Forderung Nachdruck zu verleihen. Zwischen Israel und der Hamas laufen seit Monaten schleppende, indirekte Verhandlungen. Vermittelt durch Ägypten, Katar und die USA, wird über einen möglichen Austausch der Geiseln gegen palästinensische Häftlinge in israelischen Gefängnissen sowie über eine Waffenruhe diskutiert. Die Verhandlungen stagnieren jedoch aufgrund mangelnder Kompromissbereitschaft auf beiden Seiten. Der blutige Konflikt, ausgelöst durch das verheerende Massaker von Hamas-Terroristen und anderen extremistischen Gruppen am 7. Oktober, bei dem über 1200 Menschen ihr Leben verloren und etwa 250 als Geiseln verschleppt wurden, hat tiefe Wunden hinterlassen. Die zögerliche Fortschritt der Verhandlungen lässt viele um das Schicksal der verbleibenden Geiseln bangen.