Lohnerhöhungen statt Tarifabschluss?
Die Unternehmen hatten die Löhne bereits im Oktober 2023 um gut fünf Prozent angehoben. Nun kommen weitere Erhöhungen hinzu, die je nach Unternehmen und Region variieren.
Aldi Süd etwa will die Löhne in Westdeutschland um 4,3 Prozent und in Ostdeutschland um 4,1 Prozent erhöhen. Ikea will die Gehälter seiner Mitarbeiter bundesweit um 3,5 Prozent erhöhen.
HDE-Empfehlung als Vorwand?
Die Unternehmen folgen damit einer Empfehlung des Handelsverbandes Deutschland (HDE), die Entgelte schon vor einem offiziellen Tarifabschluss freiwillig um maximal zehn Prozent zu erhöhen. Verdi kritisiert dies als Versuch, die Tarifverhandlungen zu umgehen.
Verdi: „Tarifabschluss ist das Gebot der Stunde“
„Der Handelsverband versucht durch Ankündigungen freiwilliger Lohnanhebungen den Streikwillen zu brechen“, sagte Verdi-Bundesvorstandsmitglied Silke Zimmer.
„Eine Rückkehr an den Verhandlungstisch und ein Tarifabschluss, der den Preissteigerungen Rechnung trägt, ist das Gebot der Stunde.“
Verhandlungen weiterhin blockiert
Die Tarifverhandlungen für die rund 2,5 Millionen Beschäftigten im Einzelhandel kommen seit Monaten nicht voran. Verdi fordert unter anderem eine Erhöhung der Löhne um 2,50 Euro pro Stunde und eine Laufzeit von einem Jahr. Die Arbeitgeberseite lehnt diese Forderung ab.
Streikgefahr steigt
Die Gewerkschaft hat für die kommenden Tage weitere Warnstreiks im Einzelhandel angekündigt. Es ist nicht ausgeschlossen, dass der Tarifkonflikt in den nächsten Wochen weiter eskaliert.
Die freiwilligen Lohnerhöhungen der Handelsunternehmen sind ein taktisches Manöver im Tarifpoker mit Verdi. Die Gewerkschaft will sich nicht damit abspeisen lassen und fordert einen rechtsverbindlichen Tarifabschluss.
Die nächsten Wochen werden zeigen, ob die Arbeitgeberseite ihre Blockadehaltung aufgibt oder ob der Tarifkonflikt weiter eskaliert.