In den USA hat sich im Verlauf der Geschichte eine interessante Machtverschiebung vollzogen: Obwohl die Verfassung dem Kongress die Befugnis gibt, Steuern und Zölle zu erheben und den Handel mit anderen Nationen zu regulieren, hat der Präsident zunehmend Autorität über diese Bereiche gewonnen. Dies zeigt sich besonders deutlich in der Handelspolitik. Präsidenten können mittlerweile eigenständig, und oft ohne größere Hürden, Zölle anpassen. Der designierte Präsident Donald Trump hat bereits angekündigt, von diesen Befugnissen Gebrauch zu machen. Am 20. Januar 2025 will er Amtsgeschäfte beginnen und 25% Zölle auf sämtliche Importe aus Mexiko und Kanada sowie 10% auf jene aus China erheben. Seine rechtliche Grundlage dafür soll das Internationale Notstandswirtschaftsgesetz () sein, das ihm das Verhängen von Zöllen bei nationalen Notfällen mit wenigen Einschränkungen erlaubt. Diese rechtlichen Schritte werden möglicherweise durch Präzedenzfälle gestützt, etwa durch Richard Nixons Zollerhöhung im Jahr 1971 während seiner politischen Umgestaltungen. Obwohl es rechtliche Bedenken gibt, dass ein Präsident seine verfassungsrechtlichen Befugnisse überschreiten könnte, bleiben die Gerichte gegenüber präsidialer Befugnisse in Sicherheitsfragen oft zurückhaltend. Der Kongress hätte theoretisch die Möglichkeit, Trumps Notstandserklärung zunichte zu machen. Diese politische Realität ist jedoch komplex, da ein Veto des Präsidenten nur durch eine Zwei-Drittel-Mehrheit überstimmt werden könnte. Zudem könnten republikanische Gesetzgeber Trumps Zölle als Hebelsatz nutzen, um ihre versprochenen Steuersenkungen durchzusetzen. Alternativ könnte Trump auch den geregelteren, aber langsameren Rechtsweg über Sektion 301 des Handelsgesetzes von 1974 einschlagen, welcher seiner ersten Amtszeit als Werkzeug für Zölle diente. Sollte Trump jedoch seine Drohungen wahrmachen, könnten Kanada und Mexiko den Streitbeilegungsmechanismus des Handelsabkommens (bekannt als ) anrufen. Auch hierbei könnte das Notstandswirtschaftsgesetz als Argument für nationale Sicherheitsausnahmen herangezogen werden. Eine rechtliche Hürde wird hier jedoch möglicherweise gar nicht die größte Herausforderung für Trump darstellen. Vielmehr könnte die öffentliche Meinung und die Marktreaktion seine Pläne verhindern: Lebensmittel aus Mexiko und Kanada, wie frischeste Früchte und Gemüse, sind integrale Bestandteile des US-Marktes. Zusätzlich, anstehende Events wie beispielsweise der Super Bowl lassen Zweifel an Trumps bereitwilliger Härte aufkommen. Es scheint wahrscheinlicher, dass seine Drohungen taktischer Natur sind, um Verhandlungsvorteile zu erlangen. Schlussendlich könnte sich die einzige Gerichtsbarkeit, die Donald Trump Einhalt gebieten kann, als die der öffentlichen Meinung herausstellen – besonders wenn seine Pläne die Kosten für Importe drastisch erhöhen.