26. Oktober, 2024

Politik

Taiwans beherzter Vorstoß zur IWF-Mitgliedschaft: Ein Balanceakt auf globalem Parkett

Taiwans beherzter Vorstoß zur IWF-Mitgliedschaft: Ein Balanceakt auf globalem Parkett

Taiwan, eine wirtschaftsstarke Nation von annähernd polnischer Größenordnung, hat auf der internationalen Bühne seinen nächsten diplomatischen Vorstoß gewagt und strebt die Mitgliedschaft im Internationalen Währungsfonds (IWF) an. Der IWF, eine Organisation mit 190 Mitgliedsländern, stellt seinen Mitgliedern unter anderem Notkredite zur Verfügung. Der diplomatische Vorstoß wurde von Taiwans de facto Botschaft in Washington, dem Taipei Economic and Cultural Representative Office, während der diesjährigen Jahrestreffen von IWF und Weltbank angekündigt. Ein Beitritt würde Taiwans finanzielle Belastbarkeit stärken, so die Vertretungsstelle. Diese Bemühung ist Teil einer breiteren Strategie, die globale Anerkennung für die selbstverwaltete Insel zu erhöhen. Neben dem IWF strebt Taiwan auch eine Teilnahme an der Weltgesundheitsversammlung der WHO sowie bei Interpol an. Unterstützung erhält Taiwan dabei von den USA und deren Verbündeten. Allerdings steht diesem Bestreben China entgegen, welches Taiwan als abtrünnige Provinz ansieht und mit Gewaltandrohung versucht, seine Ansprüche durchzusetzen. Aktuell wird Taiwan in der IWF-Dokumentation lediglich als „Taiwan Province of China“ geführt. Im Jahr 2020 setzte der damalige Präsident Donald Trump ein Gesetz um, das die USA dazu verpflichtet, sich für Taiwans Mitwirkung oder Beobachterstatus in internationalen Organisationen wie dem IWF einzusetzen. Der US-Außenminister bekräftigte, dass Taiwan strategisch bedeutende Expertise und Ressourcen zur Lösung globaler Herausforderungen biete. Die USA setzen sich für Taiwans Mitgliedschaft in Organisationen ein, in denen die Staatlichkeit keine Bedingung ist, und fördern eine aktive taiwanische Teilnahme an geeigneten Gremien. Eine Stellungnahme zur taiwanischen Initiative, dem IWF beizutreten, wollte der Fonds bislang nicht abgeben. Trotz des gewaltigen Einflusses der USA innerhalb der Organisation hat auch China erhebliches Mitspracherecht, nur übertroffen von den USA und Japan. Derzeit fungiert Bo Li, ein ehemaliger Vizegouverneur der chinesischen Zentralbank, als stellvertretender Geschäftsführer des IWF. Die Motivation hinter dem Streben nach IWF-Mitgliedschaft liegt in der Absicherung Taiwans gegen finanzielle Manöver Chinas. Washington ist besorgt über mögliche Konflikte in der Taiwanstraße, während Analysten zudem vor einem möglichen wirtschaftlichen und cyberkriegerischen Vorgehen Pekings warnen. Ein aktueller Bericht der Forschungseinrichtung Taiwan Academy of Banking and Finance zeigt auf, dass China versuchen könnte, die Finanzmärkte Taiwans zu destabilisieren. Ein IWF-Beitritt könnte Taiwan dabei helfen, sich mit finanziellen Reserven gegen solche Attacken zu wappnen.