24. November, 2024

Wirtschaft

Zinswüste Deutschland: Sparer verdursten

Trotz EZB-Hochzinsphase: Ein Fünftel der Banken hält an Nullzinsen fest.

Zinswüste Deutschland: Sparer verdursten
Trotz EZB-Hochzins: 21% der Banken zahlen fast nichts. Sparer empört über den Verrat am Kunden.

Obwohl die Europäische Zentralbank (EZB) mit einem Einlagenzins von 4,0 Prozent eigentlich für Aufschwung sorgen sollte, erleben Tagesgeld-Sparer in Deutschland eine herbe Enttäuschung. Die Realität ihrer Erträge steht im krassen Gegensatz zu den Möglichkeiten, die die Zinslandschaft bietet.

Eine von Verivox durchgeführte Zinsanalyse enthüllt, dass 21 Prozent der deutschen Banken und Sparkassen ihren Kunden entweder gar keine oder nur minimale Zinsen auf Tagesgelder bieten.

Besonders hart trifft es die Kunden von Volksbanken und Sparkassen, die traditionell für ihre Nähe zum Kunden bekannt sind. Hier ist die Zurückhaltung bei den Zinsen besonders ausgeprägt.

Der Zinsnotstand und seine Opfer

Die Zahlen sprechen eine deutliche Sprache: Nur bei 30 Prozent aller Banken erhalten Sparerinnen und Sparer einen Zins von 1,0 Prozent oder mehr. Ein Ergebnis, das angesichts der EZB-Zinssätze und der aktuellen Inflationsraten als unzureichend betrachtet werden muss.

Insbesondere private Bauherren, die von stark gestiegenen Baupreisen und Finanzierungskosten gebeutelt sind, sehen sich doppelt betroffen: Ihre Sparanlagen werfen kaum Erträge ab, während die Kosten für den Traum vom Eigenheim unermesslich steigen.

Die digitale Kluft

Während regionale Kreditinstitute mit ihrem kostenintensiven Filialnetz nicht die Spitzenreiter bei den Zinsangeboten sein können, überrascht doch das Ausmaß ihrer Zurückhaltung. Oliver Maier, Geschäftsführer der Verivox Finanzvergleich GmbH, bringt es auf den Punkt: In Zeiten historisch hoher Zinsen nicht einmal ein Prozent Zinsen für Sparer bieten zu können, stößt auf Unverständnis.

Aktuell liegt der durchschnittliche Zinssatz für Tagesgelder bei 1,75 Prozent, was im Vergleich zum Vorjahr eine deutliche Steigerung darstellt. Dennoch zeigt sich ein Trend zur Stagnation.

Die Zeiten sprunghafter Zinssteigerungen scheinen vorbei, und die Erwartungen für die Zukunft sind gedämpft. Auch im Bereich des Festgeldes wird eine ähnliche Entwicklung deutlich: Die Zinsen sinken, und die Anbieter scheinen bereits eine zukünftige Zinssenkung durch die EZB einzupreisen.

Zwischen Hoffnung und Realität

Trotz einer möglichen Zinssenkung durch die EZB im Juni bleibt die Frage, inwieweit die Terminmärkte mit ihren Prognosen Recht behalten. Aktuell gehen sie von drei Zinssenkungen bis Jahresende aus, was den Einlagensatz auf 3,25 Prozent senken würde. Doch diese Prognose hat sich gegenüber dem Jahresanfang, als noch von sechs Senkungen ausgegangen wurde, bereits abgeschwächt.

Die Lage für Sparerinnen und Sparer in Deutschland bleibt also prekär. Während die EZB mit ihren Leitzinsen eine Richtung vorgibt, hinken die Banken und Sparkassen hinterher und lassen ihre Kunden in einer Zeit der Not im Stich.