18. Dezember, 2024

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Tafeln in der Krise: Zu hoher Andrang zwingt zur Rationierung

Immer mehr Menschen sind in Deutschland auf die Unterstützung der Tafeln angewiesen. Doch steigende Lebensmittelpreise und eine wachsende Zahl Bedürftiger bringen die ehrenamtlichen Helfer an ihre Grenzen. Viele Tafeln müssen Lebensmittel rationieren oder zeitweise neue Kunden abweisen.

Tafeln in der Krise: Zu hoher Andrang zwingt zur Rationierung
Rund 60 Prozent der Tafeln in Deutschland müssen Lebensmittel rationieren, um der gestiegenen Nachfrage gerecht zu werden – eine direkte Folge der wachsenden Armut.

Die Tafeln in Deutschland stehen unter nie dagewesenem Druck. Laut dem Tafel-Dachverband sehen sich rund 60 Prozent der Tafeln gezwungen, die Ausgabe von Lebensmitteln zu reduzieren.

Andere arbeiten mit Wartelisten oder Aufnahmestopps, um der enormen Nachfrage Herr zu werden.

„Die Lage ist angespannt, und wir versuchen, mit pragmatischen Lösungen so vielen Menschen wie möglich zu helfen“, sagt Andreas Steppuhn, Vorsitzender des Tafel-Dachverbandes.

50 Prozent mehr Bedürftige: Eine wachsende Krise

Seit Beginn des Ukraine-Krieges hat sich die Zahl der Menschen, die auf die Tafeln angewiesen sind, drastisch erhöht. Im bundesweiten Durchschnitt betreuen die Tafeln inzwischen 50 Prozent mehr Kundinnen und Kunden als zuvor. Insgesamt werden derzeit etwa 1,6 Millionen Bedürftige unterstützt – ein Rekordwert.

Hauptgrund für diesen Anstieg sind die gestiegenen Lebenshaltungskosten in Deutschland. Während Preise für Energie und Lebensmittel in die Höhe schießen, bleiben Löhne und Renten weitgehend stabil. Besonders Rentnerinnen und Rentner sowie Alleinerziehende geraten zunehmend in finanzielle Nöte.

Ein Drittel der Tafeln hat zeitweise Aufnahmestopps oder Wartelisten eingeführt. Die Kapazitäten reichen nicht mehr aus, um alle Hilfesuchenden zu versorgen.

Rationierung und Aufnahmestopps: Drastische Maßnahmen

Um den Andrang zu bewältigen, greifen viele Tafeln zu radikalen Maßnahmen. Neben der Rationierung von Lebensmitteln gibt es Tafeln, die vorübergehend keine neuen Kunden aufnehmen können. In einigen Städten wurden Wartelisten eingeführt, was den Zugang zu den ohnehin begrenzten Ressourcen weiter erschwert.

„Die Tafeln können nicht kompensieren, was der Staat über Jahrzehnte versäumt hat“, kritisiert Steppuhn.

Er fordert eine ernsthafte Auseinandersetzung mit dem Thema Armut und nachhaltige politische Lösungen.

Mit 1,6 Millionen Bedürftigen erreichen die Tafeln eine historische Belastungsgrenze. Seit Beginn des Ukraine-Krieges ist die Zahl der Kunden um 50 Prozent gestiegen.

Mehr als Symbolpolitik nötig

Der Tafel-Dachverband sieht die Politik in der Pflicht. Erste Vorschläge, wie etwa eine Senkung der Mehrwertsteuer auf Lebensmittel, seien zwar ein guter Anfang, aber bei Weitem nicht ausreichend. „Es braucht armutsfeste Renten, krisenfeste Löhne und bezahlbaren Wohnraum“, betont Steppuhn.

Auch eine ausfinanzierte Kindergrundsicherung gehöre zu den zentralen Maßnahmen, die dringend umgesetzt werden müssten.

Doch bisher bleibt es bei Versprechungen und kleineren Maßnahmen, die das Problem nicht an der Wurzel packen. Die Tafeln, die größtenteils auf ehrenamtlicher Arbeit beruhen, können die Lücke nicht schließen. Die steigende Belastung gefährdet nicht nur die Qualität der Versorgung, sondern auch die Existenz vieler Standorte.