22. Februar, 2025

Wirtschaft

Tabakindustrie drängt auf Legalisierung von Nikotinbeuteln in Deutschland

Tabakindustrie drängt auf Legalisierung von Nikotinbeuteln in Deutschland

Die deutsche Tabakbranche fordert vehement die Zulassung von Nikotinbeuteln, die als weniger schädliche Alternative zu herkömmlichen Zigaretten präsentiert werden. In vielen EU-Ländern sind diese Produkte bereits legal erhältlich, doch Deutschland bleibt zurückhaltend. Der Geschäftsführer für Außenbeziehungen von Philip Morris Deutschland, Torsten Albig, äußerte gegenüber der dpa in Berlin, dass der Verzicht auf eine Legalisierung sowohl mögliche Steuereinnahmen als auch eine effektive Kontrolle der Produkte kostet.

Die Debatte um die Legalisierung dieser sogenannten "Pouches" ist vielschichtig. Während Albig hofft, dass die neue Bundesregierung den Vertrieb legalisiert, um erwachsene Raucher zu unterstützen, warnen Gesundheitsforscher und Politiker vor möglichen Gefahren, insbesondere für junge Menschen. Die Beutel, die unter die Oberlippe geschoben werden, enthalten Nikotin und Aromen, aber keinen Tabak. Die US-amerikanische Aufsichtsbehörde FDA hat kürzlich einigen dieser Produkte grünes Licht für die Vermarktung gegeben, was den Herstellern Auftrieb gibt.

Im Wandel hin zu rauchfreien Produkten investieren große Tabakkonzerne Milliarden. Philip Morris verkaufte 2024 beeindruckende 644 Millionen Dosen seiner Nikotinbeutel-Marke Zyn, ein Anstieg von 53 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Ungeachtet dieser Erfolge herrscht in Deutschland eine paradoxe Situation: Obwohl die Beutel nicht als tabakähnliches Produkt eingestuft sind, gelten sie als Lebensmittel und dürfen daher nicht verkauft werden. Dieses rechtliche Vakuum führt zu einer blühenden Schwarzmärktewirtschaft, wie Albig kritisiert.

Neben Philip Morris sind auch andere Branchengrößen wie Japan Tobacco International mit Nordic Spirit und British American Tobacco mit der Marke Velo bestrebt, den Markt für Nikotinbeutel auszubauen. Allerdings stoßen ihre Forderungen nach einer Regulierung in Deutschland auf erheblichen Widerstand. Experten wie Katrin Schaller vom Deutschen Krebsforschungszentrum werfen den Konzernen vor, ihre eigenen Probleme zu lösen, doch die Debatte dreht sich, laut Schaller, auch um ernstzunehmende gesundheitliche Risiken. Nikotinbeutel seien keine anerkannten Entwöhnungsprodukte und verführen vor allem junge Konsumenten durch ihre Lifestyle-Orientierung. Angesichts dieser Kontroversen fordern sowohl Gesundheitsexperten als auch Politiker strengere Maßnahmen, um die Verbreitung zu kontrollieren und die potenziellen Gefahren zu verringern.