23. Januar, 2025

Politik

Syriens neue Führung wirbt um Rückkehr von Flüchtlingen

Beim Weltwirtschaftsforum in Davos präsentiert sich die neue syrische Regierung als reformorientiert. Außenminister al-Schaibani appelliert an syrische Flüchtlinge weltweit, den Wiederaufbau ihres Landes aktiv zu unterstützen – und fordert ein Ende westlicher Sanktionen.

Syriens neue Führung wirbt um Rückkehr von Flüchtlingen
Syrische Flüchtlinge weltweit sollen laut der neuen Regierung beim Wiederaufbau helfen – doch viele bleiben skeptisch.

Ein Auftritt mit Symbolkraft

Es war ein Auftritt, der Aufmerksamkeit erregte: Asaad Hassan al-Schaibani, Außenminister der neuen syrischen Übergangsregierung, betrat beim Weltwirtschaftsforum in Davos die internationale Bühne.

Mit einer Mischung aus Charmeoffensive und klaren Forderungen adressierte er sowohl die Wirtschaftselite als auch die internationale Gemeinschaft.

Seine Botschaft: Syrien befindet sich an einem Wendepunkt, und es ist Zeit, das Land beim Wiederaufbau zu unterstützen – von innen und außen.

„In Syrien werden wir alle unter der Verfassung und der Rechtsstaatlichkeit stehen“, versprach al-Schaibani während eines Gesprächs mit dem ehemaligen britischen Premierminister Tony Blair. Die neue Verfassung solle ein Expertengremium erarbeiten, um Transparenz und Legitimität zu gewährleisten.

Doch das eigentliche Ziel seiner Rede war weniger die Elite im Saal – es waren die Millionen syrischer Flüchtlinge, die über die ganze Welt verstreut sind.

Al-Schaibani appelliert an die Wirtschaftselite in Davos, Syrien bei seinem „neuen Experiment“ zu unterstützen.

Die Rückkehr der Vertriebenen

„Wir haben Flüchtlinge überall auf der Welt. Sie verfügen über Expertise und Wissen, das wir dringend brauchen“, betonte der Außenminister.

Die neuen Machthaber in Damaskus setzen darauf, dass viele Syrer, die vor Krieg und Chaos geflohen sind, nun zurückkehren, um ihr Land beim Wiederaufbau zu unterstützen.

„Tausende Menschen kommen jetzt zurück. Denn die Syrer lieben ihr Land“, so al-Schaibani.

Der Aufruf zielte dabei nicht nur auf Patriotismus ab, sondern auf die wirtschaftliche Notwendigkeit: Fachkräfte, Unternehmer und Akademiker sollen den „Mehrwert“ bringen, der für einen nachhaltigen Wiederaufbau unerlässlich ist.

Die Hürden bleiben hoch

Doch wie realistisch ist eine solche Rückkehr? Viele Syrer, die vor dem Assad-Regime oder den Schrecken des Bürgerkriegs geflohen sind, haben in Europa, Nordamerika oder den Golfstaaten ein neues Leben begonnen.


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Die Erinnerungen an die Vergangenheit und die Unsicherheiten über die Zukunft des Landes könnten ihren Wunsch zur Rückkehr dämpfen.

Zudem bleibt das größte Hindernis: die westlichen Wirtschaftssanktionen. Al-Schaibani sparte in Davos nicht mit Kritik an den Maßnahmen, die er als „die große Herausforderung“ bezeichnete. „Wir sollten sie bald aufheben“, forderte er. „Denn: Sie aufzuheben, ist der Schlüssel für wirtschaftliche Stabilität in Syrien.“

Internationale Hilfe gefragt

Der Minister ließ keinen Zweifel daran, dass Syrien nicht alleine in der Lage sein wird, sich aus den wirtschaftlichen Trümmern zu erheben. Neben der Aufhebung der Sanktionen erwartet die Regierung auch direkte Unterstützung von der internationalen Gemeinschaft.

„Wir brauchen die Hilfe der internationalen Gemeinschaft, um uns bei diesem neuen Experiment zu unterstützen“, appellierte al-Schaibani. Doch die Frage bleibt: Ist die Welt bereit, einem Land zu helfen, das in den vergangenen Jahren Synonym für Konflikt und Zerstörung war?