Syrer auf dem deutschen Arbeitsmarkt
Aktuell leben knapp eine Million Syrer in Deutschland, von denen 222.610 in sozialversicherungspflichtigen Jobs beschäftigt sind. Hinzu kommen rund 65.000 Minijobber.
Zusammen machen sie etwa 0,6 Prozent aller sozialversicherungspflichtigen Beschäftigten in Deutschland aus, erklärte Enzo Weber, Arbeitsmarktforscher am Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB).
Ihr Anteil in den Berufsgruppen „Verkehr, Logistik, Sicherheit“ ist mit 1,4 Prozent am höchsten, doch selbst hier bleibt der Einfluss überschaubar.
Mit insgesamt über 35 Millionen sozialversicherungspflichtigen Beschäftigten wäre der deutsche Arbeitsmarkt also in der Lage, eine mögliche Rückkehr vieler syrischer Arbeitnehmer abzufedern.
„Die Abhängigkeit ist insgesamt gering“, betont Weber. Gleichzeitig gibt es Branchen, in denen der Verlust bestimmter Fachkräfte spürbarer wäre.
Ungelernte Helfer oder hochqualifizierte Fachkräfte?
Die syrischen Arbeitskräfte in Deutschland sind äußerst divers aufgestellt: Während 44 Prozent als ungelernte oder angelernte Helfer tätig sind, verfügt die Mehrheit über eine Facharbeiterqualifikation oder eine höhere Ausbildung.

Besonders in der Gesundheitsbranche haben Syrer einen wichtigen Platz eingenommen – allein rund 5.000 Ärzte stammen aus Syrien und tragen maßgeblich zur Entlastung des deutschen Gesundheitssystems bei.
Eine Massenrückkehr könnte daher in spezialisierten Bereichen wie Medizin, Pflege oder Logistik durchaus Lücken hinterlassen, die nicht ohne weiteres geschlossen werden könnten. Doch Weber relativiert: „Erfahrungen aus der Vergangenheit zeigen, dass nicht alle Geflüchteten tatsächlich zurückkehren.“
Was eine Rückkehr für Syrien bedeutet
Der Appell des neuen syrischen Regierungschefs Mohammed al-Baschir, nach dem Sturz von Baschar al-Assad in die Heimat zurückzukehren, hat bei vielen Syrern gemischte Gefühle ausgelöst.
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Einige sehen eine Chance, ihre Heimat wiederaufzubauen und mit den in Deutschland erworbenen Qualifikationen einen Beitrag zu leisten. Andere fürchten die Unsicherheiten in einem Land, das erst am Anfang seines Wiederaufbaus steht.
„Die Erfahrungen und Fertigkeiten, die syrische Flüchtlinge in Deutschland gesammelt haben, könnten eine Schlüsselrolle im Wiederaufbau Syriens spielen“, so Weber. Gleichzeitig könnten Rückkehrer als Brückenbauer zwischen Deutschland und Syrien fungieren – sowohl wirtschaftlich als auch diplomatisch.
Ein realistisches Szenario
Doch wie viele Syrer würden tatsächlich zurückkehren? Frühere Flüchtlingsbewegungen zeigen, dass eine Rückkehr oft von vielen Faktoren abhängt: Stabilität, Infrastruktur und berufliche Perspektiven im Heimatland.
Viele, die in Deutschland Fuß gefasst haben, könnten sich dagegen entscheiden. Für jene, die eine Rückkehr anstreben, empfiehlt Weber Unterstützung statt Hindernisse. „Es ist wichtig, Rückkehrwillige zu begleiten, statt sie auszubremsen.“