Die Inflation in Deutschland gibt ein Comeback – und zwar so, dass die Verbraucher es sofort spüren. Seit Anfang Oktober schnellen die Preise für Lebensmittel und Dienstleistungen in die Höhe.
Butter ist um satte 40 Prozent teurer, Fette um 20 Prozent, und sogar der Restaurantbesuch drückt mittlerweile deutlich auf den Geldbeutel. Die Inflationsrate hat sich im Oktober auf zwei Prozent hochgeschraubt, ein markanter Sprung im Vergleich zu 1,6 Prozent im September.
Manche Preisschocks lösen sogar technischen Stress aus: Die Webseite des Statistischen Bundesamts war kurzzeitig offline, nachdem sie die neuen Zahlen veröffentlicht hatte.
Die Teuerung trifft alle – und sie trifft die Wirtschaft an einer empfindlichen Stelle. „Die breite Preisspirale dämpft die Konsumlaune erheblich,“ erklärt Michael Wolters vom IW-Institut, der die Entwicklung als klare Warnung für die Konjunktur wertet.
„Supermarkt-Schock“ im Alltag spürbar
Für viele Deutsche sind es die steigenden Supermarktpreise, die besonders schmerzen. Der tägliche Einkauf verteuerte sich im Oktober um 2,3 Prozent im Vergleich zum Vormonat. Besonders deutlich trifft es Haushalte bei Produkten des Grundbedarfs: Während Speisefette 20,8 Prozent teurer geworden sind, kletterte der Butterpreis sogar um 40,5 Prozent.
Obst und alkoholfreie Getränke schlagen mit 5 und 6,6 Prozent mehr zu Buche. „Für eine Familie mit Kindern ist das ein harter Schlag,“ sagt Wolters. „Die Ausgaben für den Lebensmitteleinkauf steigen teils schneller als die Löhne.“
Die Situation könnte sich noch zuspitzen, denn die Lebensmittelpreise haben mit 10,5 Prozent Gewicht im Warenkorb einen erheblichen Einfluss auf die Inflationsrate. Mit steigenden Preisen geht zwangsläufig eine Kaufzurückhaltung einher. Es ist zu spüren, dass die Verbraucher weniger kaufen oder günstigere Alternativen suchen – ein Alarmsignal für den Einzelhandel, der nach Corona bereits angeschlagen ist.
Teure Dienstleistungen: Versicherungen und Reisen steigen kräftig
Nicht nur beim Einkauf, auch bei Dienstleistungen schlägt die Inflation zu. Hier zieht die sogenannte Kerninflation – die Teuerung ohne Energie und Lebensmittel – auf fast drei Prozent an.
Ein Restaurantbesuch ist 6,6 Prozent teurer als vor einem Jahr, und selbst Versicherungen sind nicht verschont geblieben, hier lag der Anstieg bei enormen 14,7 Prozent. Pauschalreisen verteuerten sich um 5,8 Prozent, was die Planung des Jahresurlaubs für viele schwieriger macht.
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Die Preissteigerungen haben direkte Auswirkungen auf die Haushaltskasse und den Konsum. „Wer schon beim Versicherungsbeitrag und bei Freizeitaktivitäten spart, gibt auch bei größeren Anschaffungen weniger aus,“ analysiert Verbraucherschützerin Sabine Hartmann.
Das könnte die Konjunktur ausbremsen, die ohnehin im Schwächeln ist. Die Binnennachfrage droht abzureißen – und die deutsche Wirtschaft ist auf die Konsumkraft ihrer Bürger angewiesen.
Energiepreise als kleiner Dämpfer
Erfreulich inmitten der Teuerung ist zumindest ein kleiner Effekt: Die Energiepreise sinken im Jahresvergleich leicht, was die Inflation etwas bremst. Heizöl ist aktuell um 10,3 Prozent günstiger als im Vorjahr, und auch Holzpellets und Brennholz sind gesunken.
Doch dieser Preisvorteil fällt für viele kaum ins Gewicht, denn die Wohnnebenkosten steigen parallel. Fernwärme verteuerte sich um fast 32 Prozent, ein Anstieg, der für viele Mieter kaum zu stemmen ist.
Risiko für die Konjunktur?
Für die ohnehin schwächelnde Wirtschaft könnte die Rückkehr der Inflation zum Problem werden. Die Preisspirale frisst die Kaufkraft der Haushalte auf, und die Konsumzurückhaltung wirkt wie eine Bremse für das ohnehin schwache Wachstum.
„Wenn die Preise weiterhin so stark steigen, könnte die Rezession doch noch eintreten,“ warnt Volkswirt Ulrich Schmidt von der Universität Mannheim.
Für ihn ist klar: Eine stabil niedrige Inflation ist eine Voraussetzung für eine starke Binnennachfrage, ohne die die deutsche Wirtschaft in die Krise rutschen könnte.
Die Unsicherheit bleibt. Wenn Lebensmittel- und Dienstleistungspreise weiter steigen, könnte das für viele Haushalte und Unternehmen eine Herausforderung werden, und der kleine Preisvorteil bei den Energiepreisen wird kaum ausreichen, um das Gleichgewicht zu halten.