30. Oktober, 2024

Wirtschaft

Super Micros Sturzflug: Verluste trotz KI-Boom

Super Micros Sturzflug: Verluste trotz KI-Boom

Super Micro Computer, einst ein strahlender Stern im Zuge des künstlichen Intelligenz-Hypes, erlebte am Mittwoch einen dramatischen Kurssturz von über 30 Prozent. Der Grund: Das Rücktrittsgesuch von Ernst & Young (EY) als Wirtschaftsprüfer der Firma. Laut einer Meldung bei der US-Börsenaufsicht SEC führte EY an, dass neue Informationen sie dazu bewegt haben, sich nicht mehr auf die Zusicherungen der Unternehmensleitung und des Prüfungsausschusses von Super Micro verlassen zu können.

EY hatte bereits Ende Juli Bedenken in Bezug auf die Unternehmensführung, Transparenz und Vollständigkeit der Kommunikation gegenüber EY sowie andere Aspekte der internen Kontrolle über die Finanzberichterstattung geäußert. Dies führte schließlich zur jetzigen Entscheidung, ihre Zusammenarbeit zu beenden.

Die Nachricht traf Super Micro schwer, besonders da das Unternehmen im August seine Veröffentlichung der Geschäftsergebnisse für das am 30. Juni 2024 endende Geschäftsjahr verschob. Kurz zuvor hatte ein Leerverkäufer dem Unternehmen vorgeworfen, mit den Bilanzen manipuliert zu haben. EY war erst Mitte letzten Jahres als neuer Auditor eingestiegen, nachdem zuvor 20 Jahre lang Deloitte diese Rolle innehatte und zuletzt noch im August 2023 einen positiven Bericht veröffentlicht hatte.

Super Micro widerspricht der Entscheidung von EY, während eine unabhängige Überprüfung der internen Kontrollen und Governance durch die Anwaltskanzlei Cooley und die forensischen Wirtschaftsprüfer von Secretariat Advisors durchgeführt wird. Der Konzern rechnet aktuell nicht mit einer Anpassung seiner Finanzzahlen, nimmt jedoch die Kritikpunkte von EY ernst und wartet auf die Ergebnisse der laufenden Überprüfung.

Der in Silicon Valley ansässige Serveranbieter profitierte stark vom Interesse an Infrastrukturanbietern im KI-Segment und sah seine Aktien zwischen Januar und März 2023 zeitweise um mehr als 1.000 Prozent steigen. Haupttreiber war die enge Zusammenarbeit mit dem GPU-Riesen Nvidia. Doch seit März hat Super Micro etwa zwei Drittel seines Wertes verloren, und der Kursverfall am Mittwoch reduzierte die Marktkapitalisierung um rund 8 Milliarden auf etwa 20 Milliarden US-Dollar.

Neben Nvidia, von dem Super Micro Grafikprozessoren in seinen Server-Systemen verbaut, kam es auch bei anderen Chipherstellern zu Verwerfungen. AMD verzeichnete einen Kursrückgang von 9 Prozent nach der Bekanntgabe enttäuschender Umsatzaussichten, während Nvidia-Aktien um bis zu 3 Prozent fielen. Inmitten all dessen investieren Technologiegiganten weiterhin Milliarden in Chips und Serversysteme für neue Datenzentren, wobei Super Micro im letzten Geschäftsjahr seinen Umsatz mehr als verdoppelte und für 2025 erneut ein Wachstum prognostiziert.