In einer bemerkenswerten Rede hat Südkoreas Präsident Yoon Suk Yeol einen drastischen Wandel vollzogen: Vom reumütigen Staatsoberhaupt, das sich beim ersten Amtsenthebungsverfahren letzte Woche der Entscheidung seiner eigenen Partei überließ, hin zu einem kämpferischen Anführer, der seine politischen Gegner als "staatsfeindliche Kräfte" verurteilt. In seinen jüngsten Ausführungen betonte Yoon, dass die Einführung des Kriegsrechts nur eine legale Maßnahme zur Sicherung der Demokratie in Südkorea war, während er Nordkorea beschuldigte, in die südkoreanischen Wahlen eingegriffen zu haben.
Dieser Kurswechsel hat die konservativen Reihen aufgewühlt. Der Vorsitzende der People Power Party (PPP), Han Dong-hoon, empfahl den Parteimitgliedern, für die Amtsenthebung von Yoon zu stimmen – dies jedoch unter lautem Protest der Pro-Yoon-Lager. Diese ernannten Kweon Seong-dong zum neuen Fraktionschef, der weiterhin gegen eine Amtsenthebung plädiert, jedoch an einem entscheidenden Treffen vor der zweiten Abstimmung am Samstag teilnehmen wird.
Öffentliche Meinungsumfragen zeigen, dass die Mehrheit der Südkoreaner Yoons Amtsenthebung befürwortet. Laut einer Umfrage von Realmeter unterstützt sogar ein erheblicher Anteil der konservativen Wählerschaft diese Idee. Die jüngste Rede Yoons sorgte für hitzige Debatten in den sozialen Medien und befeuerte sowohl Zustimmung als auch Kritik. Während einige Anhänger jubelten, brachen in Seoul handfeste Auseinandersetzungen aus, als ein Demonstrant ein Pro-Yoon-Transparent entfernte. Kritiker wie der PPP-Abgeordnete Kim Sang-wook äußerten Enttäuschung und Frustration über Yoons Aussagen, die seiner Ansicht nach mehr Verwirrung stiften als klären.