Der umstrittene südkoreanische Präsident Yoon Suk Yeol steht am politischen Abgrund und findet dennoch Unterstützung bei jungen konservativen Männern. Bei einer Pro-Yoon-Kundgebung sorgte der 25-jährige Student Park Byeong-heon für Aufsehen, als er eine 10-minütige Rede in Englisch vor ausländischen Medien hielt und die Vorwürfe gegen Yoon anprangerte. Der Präsident sieht sich mit dem Vorwurf konfrontiert, im vergangenen Monat das Kriegsrecht verhängen zu wollen. Park erklärte, dass junge Menschen wie er selbst die Zukunft des Landes sichern müssten und deshalb verstärkt an den Kundgebungen teilnahmen.
Während die Mehrheit der pro-Yoon-Demonstranten aus Rentnern besteht, sind es vor allem junge konservative Männer, die sich lautstark für den isolierten Präsidenten einsetzen. Beliebte YouTuber, einige davon in ihren Dreißigern, nutzen ihre Reichweite, um Unterstützer zu mobilisieren und unbegründete Behauptungen über Wahlbetrug in Südkorea zu verbreiten. Sie berufen sich auf ähnliche Beschuldigungen, wie sie der frühere US-Präsident Donald Trump erhoben hatte. Yoon selbst zeigte sich in einem Schreiben an seine Anhänger erfreut über deren Aktivitäten und verfolgte diese aufmerksam über YouTube.
Ein Kolumnist der konservativen Zeitung JoongAng Ilbo kritisierte letzte Woche Yoons ausufernde Nutzung von YouTube und sprach von einer 'Welt der Täuschung', die von Verschwörungstheorien dominiert werde. Für Park hingegen zeichnen die Videos ein realistisches Bild der Lage, und sie hätten ihm die Augen geöffnet über die vermeintlichen Lügen südkoreanischer Medien.
Unterstützer des Präsidenten nutzten auch die 'Stop the Steal'-Parole, die ursprünglich von Trump-Anhängern nach dessen Wahlniederlage geprägt wurde, in der Hoffnung, der Ex-Präsident möge für Yoon Partei ergreifen. Zur Unterstützung Yoons hielten sich mehrere junge Männer die Nacht über in der Nähe seines Wohnsitzes auf, entschlossen, eine mögliche Verhaftung zu verhindern. Einer von ihnen war der YouTuber Bae In-kyu, der sich selbst als 'Anti-Feminist' bezeichnet, ein Titel, den auch Yoon angenommen hat.
Bei der Präsidentschaftswahl 2022 konnte Yoon auf eine starke Unterstützung von jungen südkoreanischen Männern zählen. Diese wählten ihn mit großer Mehrheit – ein Trend, der sich auch bei den US-Wahlen 2024 mit einem klaren Votum junger Männer für Trump zeigte. Die vorherige Regierung unter Moon Jae-in hatte erhebliche Anstrengungen unternommen, um Geschlechterungleichheiten zu beseitigen, was jedoch bei vielen jungen Männern als umgekehrte Diskriminierung wahrgenommen wurde, insbesondere im Hinblick auf den obligatorischen Wehrdienst.