10. Oktober, 2024

Märkte

Südkoreas Anleihemärkte profitieren von Index-Aufnahme und Zinsfantasien

Südkoreas Anleihemärkte profitieren von Index-Aufnahme und Zinsfantasien

Südkoreanische Anleihen stehen vor einem vielversprechenden Aufschwung, getrieben von der unerwarteten Aufnahme in den renommierten FTSE Russell World Government Bond Index sowie den wachsenden Spekulationen auf eine Zinssenkung durch die Zentralbank. Nachdem Südkoreas Anleihemärkte von einem Feiertag zurückkehren, reagieren sie nun erstmals auf die überraschende Entscheidung, koreanische Staatsanleihen in den globalen Benchmark-Index aufzunehmen. Experten wie Barclays und State Street rechnen damit, dass die Aufnahme ausländische Kapitalströme zwischen 56 und 70 Milliarden US-Dollar anziehen könnte, was den Won stärken und die Renditen für Staatsanleihen drücken dürfte. Die vollständige Integration in den Index erfolgt erst Ende 2025, doch schon die Aussicht auf frische Mittel gibt dem Markt Zuversicht vor dem geldpolitischen Treffen am Freitag, bei dem die Bank of Korea voraussichtlich die Leitzinsen senken wird. Jennifer Kusuma, Senior Asia Rates Strategist bei Australia & New Zealand Banking Group, sieht nur geringfügige Abwärtsrisiken für die Renditen zehnjähriger südkoreanischer Anleihen, die bis zum ersten Quartal des kommenden Jahres auf 2,75% zusteuern könnten. Die steigende Nachfrage nach ausländischen Anleihen infolge des Index-Einschlusses sollte zudem das Risiko eines wachsenden Anleiheangebots im Jahr 2025 mindern. Aktuell liegen die Renditen koreanischer zehnjähriger Anleihen bei etwa 3,1%, nachdem sie sich in den letzten Monaten rückläufig entwickelt haben. Goldman Sachs-Stratege Danny Suwanapruti beschreibt die Ankündigung von FTSE Russell als unerwartet, nachdem einige Banken einen späteren Zeitpunkt vorhergesagt hatten. Er erwartet, dass der Schritt sowohl den Anleihen als auch der Landeswährung "Rückenwind" verleihen wird. Die Aufnahme in den Index wird den Won weiter aufwerten lassen, prognostiziert Kiyong Seong, Asien-Makrostratege bei Societe Generale. Er sieht den Won zwischen 1.320 bis 1.330 pro Dollar steigen, verglichen mit einem Kurs von 1.346 am Dienstag. FTSE Russells Entscheidung ist ein Erfolg für die südkoreanische Regierung, die intensiv für die Aufnahme gekämpft und den lokalen Markt entsprechend angepasst hat. Zu den Maßnahmen zählte die Verlängerung der Handelszeiten und eine Erleichterung für ausländische Investoren beim Handel über Euroclear, dem belgischen Clearing-Haus. Die meisten Ökonomen erwarten, dass die Bank of Korea am Freitag den Zinssatz um 0,25 Prozentpunkte senken wird, da Anzeichen für eine Abkühlung des Immobilienmarktes in Seoul der BOK Spielraum für eine geldpolitische Lockerung geben. Trotz der niedrigen Zinsen in Korea im Vergleich zu den USA gehört der Won in diesem Jahr zu den schwächsten Währungen Asiens. Das Herausziehen globaler Gelder aus dem Aktienmarkt hat zusätzlich zur Schwäche beigetragen.