Südafrikas erste Zinssenkung seit 2020 hat die Ökonomenlandschaft schnell polarisiert. Die Reduktion um 25 Basispunkte, obwohl die US-Notenbank Fed einen doppelt so großen Schritt zuvor unternahm, markiert einen vorsichtigen Beginn eines neuen Zinssenkungszyklus.
Dank der Stärkung des Rand, sinkender Ölpreise und einer abnehmenden Inflation, die unterhalb der Mitte des Zielkorridors der südafrikanischen Zentralbank von 3% bis 6% gefallen ist, entschied sich das Monetary Policy Committee (MPC) zur Reduktion des Leitzinses von einem 15-Jahres-Hoch auf 8%.
Goldman Sachs prognostiziert eine weitere Zinssenkung um 150 Basispunkte, doch andere Experten sehen lediglich geringe Anpassungen, maximal zwei weitere Reduktionen um jeweils einen Viertelpunkt. Gouverneur Lesetja Kganyago erläuterte, dass auch über eine Halbpunkt-Senkung sowie ein Beibehalten des aktuellen Niveaus debattiert wurde und ein einstimmiger Beschluss letztlich erzielt wurde.
Die Modelle der Südafrikanischen Reserve Bank zeigen eine Senkung des Leitzinses auf 7,17% bis Ende des nächsten Jahres und auf 7,09% bis Ende 2026. Zudem wird eine weitere Verlangsamung der Inflation auf 4% im Jahr 2025 erwartet. Der Rand, der seit dem Fed-Entscheid stark an Wert gewonnen hat, notierte zuletzt bei 17,56 pro Dollar.
Kganyago gab jedoch wenig Hinweise darauf, wie weit die Zinssenkungen noch gehen könnten. Bei einer Pressekonferenz erinnerte er daran, dass Vorsicht geboten sei und Abenteuerlust nicht Teil ihrer Geldpolitik sei.
Goldman Sachs erwartet eine „frontgeladene“ Zinssenkungspolitik auf 6,5%. Andrew Matheny, Ökonom bei Goldman, betonte, dass die unerwartet niedrige Inflation und die Stärkung des Rand wesentliche Faktoren für diese Prognose seien.
Elna Moolman von Standard Bank sieht hingegen eine eher flache Zinssenkungsphase und erwartet eine Reduktion um insgesamt 75 Basispunkte auf 7,25%.
Auch Nedbank prognostiziert einen weiteren Viertelpunkt-Rückgang im November sowie kumulativ 100 Basispunkte im nächsten Jahr. Dabei bleibt das MPC vorsichtig aufgrund der geopolitischen Unsicherheiten und steigenden Binnenstrompreise.
Rashaad Tayob von Foord Asset Management erwartet eine ähnliche Zurückhaltung der MPC bei den Zinssenkungen, mit einer hohen Hürde für eine Senkung auf 7% oder niedriger.
RMB betont, dass die vorsichtige Strategie der MPC darauf abzielt, die Inflationserwartungen in Einklang zu bringen und klare Leitlinien zu den politischen Entscheidungen zu bieten. Keabetswe Mojapelo von RMB rechnet mit zwei weiteren Senkungen auf 7,5%.
Barclays sieht drei weitere Senkungen um jeweils 25 Basispunkte bis zum Mai kommenden Jahres, was den Leitzins auf 7,25% bringen würde. Doch auch Michael Kafe von Barclays betont, dass der Zyklus kurz und flach verlaufen dürfte.
Die südafrikanische Zentralbank und das Finanzministerium arbeiten zudem an einem Rahmen für ein neues Inflationsziel, um die Wettbewerbsfähigkeit des Landes zu erhöhen.