In Südkorea spitzen sich derzeit die politischen und gesellschaftlichen Verhältnisse dramatisch zu. Die Ermittlungsbehörden des Landes beantragten einen Haftbefehl gegen Präsident Yoon Suk Yeol, der trotz mehrfacher Vorladungen nicht zu Befragungen im Kontext seines Kriegsrechtsdekretes erschienen ist. Bereits dreimal, zuletzt am Weihnachtstag, blieb Yoon den Terminen fern, die vom Amt zur Korruptionsbekämpfung im höheren Dienst angesetzt wurden. Sein umstrittenes Eingreifen mit dem Kriegsrecht am 3. Dezember hatte zu seiner Amtsenthebung geführt und auch Premierminister Han Duck-soo, der kurzzeitig als Interimspräsident fungierte, aus dem Amt gefegt. Parallel dazu erschütterte ein tragisches Flugzeugunglück die Nation: Ein Absturz einer Jeju Air Maschine forderte nahezu alle Leben an Bord. Unklar bleibt, wann ein Gericht über den Haftantrag für Yoon entscheiden wird. Sollte der Haftbefehl erteilt werden, wäre er der erste amtierende Präsident Südkoreas, der im Amt verhaftet wird. Yoons Vertreter argumentieren allerdings, dass keine rechtliche Grundlage für diesen Antrag bestehe. Sein Anwalt war für eine Stellungnahme nicht zu erreichen. Das Tauziehen zwischen Yoon und den Ermittlungsbehörden hält an. Ein früherer Versuch der Polizei, das Präsidentenbüro zu durchsuchen, scheiterte bereits an Yoons Widerstand. Experten gehen davon aus, dass Yoons Verhalten der Verschleppung der Verfahren dient. Er selbst pocht auf sein verfassungsmäßiges Recht zur Verhängung des Kriegsrechts und plant, weiter gerichtlich um sein Amt zu kämpfen. Der neue Finanzminister Choi Sang-mok, der nach der Amtsenthebung von Han als Interimspräsident tätig ist, steht vor enormen Herausforderungen. Neben der turbulenten politischen Lage forderte er ein rigides Vorgehen zur Aufklärung des Flugzeugunglücks und eine Sicherheitsinspektion des gesamten Luftfahrtsystems, um weiteres Ungemach abzuwenden.