Der britische Mikrochip-Riese Imagination Technologies steht vor einem Besitzerwechsel. Die aktuellen, chinesisch unterstützten Eigentümer haben die Investmentbank Lazard mit der Suche nach einem Käufer beauftragt, als Reaktion auf Vorwürfe sensibler Technologietransfers nach Peking. Das in Hertfordshire ansässige Unternehmen wurde beschuldigt, zentrale Technologien an zwei Firmen, die an Militär-KI für China arbeiten, weitergegeben zu haben. Die Verkaufsabsichten markieren das Ende einer turbulenten Phase, die seit dem Aufkauf durch Private-Equity-Gesellschaft Canyon Bridge im Jahr 2017 andauert. Das von der chinesischen China Reform finanzierte Unternehmen hatte Imagination damals von der Londoner Börse genommen. 2020 verhinderte die britische Regierung einen versuchten „Putsch“ von China Reform im Vorstand. Ein Arbeitsgericht entschied kürzlich, dass Ex-CEO Ron Black unrechtmäßig entlassen wurde, nachdem er Pläne aufgedeckt hatte, das Unternehmen nach China zu verlagern. Ein Bericht des UK China Transparency Centre bezichtigt die chinesische Kommunistische Partei, Imagination Technologies „wirtschaftlich ausgeplündert“ zu haben. Angeblich sei sensibles Halbleiterdesign an die seitdem auf der US-Blacklist gelisteten Firmen Biren Technology und Moore Threads weitergegeben worden, was Imagination jedoch bestreitet. Canyon Bridge hofft nun, trotz dieser Vorwürfe einen Gewinn auf die 2017 gezahlten 550 Millionen Pfund zu erzielen. Laut Bloomberg, das die Nachricht zuerst veröffentlichte, gibt es bereits Interessenten an dem britischen Unternehmen. Der Fonds steht kurz vor Ablauf seiner Laufzeit und verbucht keine weiteren Deals, nachdem ihm der Erwerb von US-Firmen blockiert wurde. Die Regierung unter Theresa May genehmigte den Verkauf von Imagination an Canyon Bridge, nachdem Donald Trump den Kauf von Lattice durch das Private-Equity-Unternehmen verhindert hatte. Nach der Übernahme musste Imagination sein Hauptgeschäft in den USA abstoßen. Imagination entwickelt grafische Technologien, die in Bildverarbeitung und Videospielen Anwendung finden, jedoch auch für KI-Systeme von entscheidender Bedeutung sind. Nach Aufnahme von Biren Technology und Moore Threads auf die US-Einheitliste, kappte Imagination den Kontakt zu diesen Unternehmen und betonte, dass die eigene Technologie nicht für den militärischen Einsatz geeignet sei. Der potenzielle Verkauf fällt mit dem Ende eines fünfjährigen 265 Millionen Pfund Vertrages mit Apple zusammen, der einen bedeutenden Teil der Einnahmen ausmacht. Zudem sucht das Unternehmen aktuell einen Nachfolger für CEO Simon Beresford-Wylie, der seinen Rückzug plant.