22. April, 2025

Quartalszahlen

Sturmflut in der Bilanz: W&W rutscht tiefer ins Unwetterjahr

Extremwetter in Südwestdeutschland lässt den Gewinn von Wüstenrot & Württembergische 2024 massiv einbrechen. Über 100 Millionen Euro fehlen – vor allem wegen Starkregen, der genau die Kernregion des Konzerns traf.

Sturmflut in der Bilanz: W&W rutscht tiefer ins Unwetterjahr
Schadenhäufung im Südwesten: Rems-Murr-Kreis und Oberschwaben treffen W&W doppelt – hohe Schadenssummen bei gleichzeitig wachsendem Kostendruck.

Wenn der Regen die Rendite trifft

36 Millionen Euro Gewinn – das ist alles, was von einem Jahr geblieben ist, in dem Wüstenrot & Württembergische (W&W) eigentlich auf Stabilität gesetzt hatte. Ein Jahr zuvor waren es noch über 140 Millionen. Der Rückgang: drastisch. Und er lässt sich auf einen zentralen Faktor zurückführen: Wetter. Und zwar extremes.

Investor Relations

2024 war kein gewöhnliches Jahr. Starkregen, Überschwemmungen und Sturmfronten sorgten in Teilen Baden-Württembergs für historische Schäden. Besonders betroffen: der Rems-Murr-Kreis und Oberschwaben – also genau jene Regionen, in denen die W&W-Gruppe traditionell stark ist. Die Folge: ein überproportionaler Schadenaufwand, wie Vorstandschef Jürgen Junker einräumt.

Quelle: Eulerpool

Versicherungsgeschäft unter Klimadruck

Der Fall W&W ist mehr als eine Einzelbilanz mit Unwetterschaden. Er zeigt, wie stark regionale Extremwetterereignisse inzwischen selbst große Versicherer aus dem Tritt bringen. Zwar sind Naturkatastrophen versichert – aber nicht jede Welle an Schadensfällen lässt sich ohne operative Schmerzen abfedern.

Vor allem der Schaden- und Unfallbereich der Württembergischen Versicherung, ein zentraler Teil der Gruppe, wurde von der Ereignisdichte des vergangenen Sommers in Mitleidenschaft gezogen. Starkregen im Juni, gefolgt von lokalen Überschwemmungen im Juli, sorgten für tausende Einzelschäden – viele davon aufwändig, teuer und in bisher seltenem Ausmaß gleichzeitig aufgetreten.

Zwischen Regulierung und Realität

W&W reagierte früh: Bereits im Juli 2024 kappte der Konzern seine Gewinnprognose – ein seltener Schritt bei einem Versicherer mit konservativem Geschäftsmodell.

Quelle: Eulerpool

Zugleich zeigt sich: Der regulatorische Druck durch Solvency-II-Vorgaben lässt Versicherer kaum Raum für operative Kompensation, wenn die Reserven überdurchschnittlich belastet werden. Die Folge: Einbrüche im Überschuss, obwohl das Neugeschäft in Teilen stabil blieb.

Bausparen bleibt solide – aber wenig margenstark

Ein stabilisierender Faktor bleibt der Bausparbereich. Die Marke Wüstenrot konnte sich trotz der schwierigen Baukonjunktur einigermaßen behaupten. In einem von steigenden Baukosten, höheren Zinsen und wachsender Kaufzurückhaltung geprägten Umfeld ist das nicht selbstverständlich.

Doch: Bausparprodukte gelten als volumenstark, aber margenschwach. Sie retten keine Konzernbilanz, wenn der Versicherungsteil unter Wasser steht – im wörtlichen wie im bilanziellen Sinn.

Was das für 2025 bedeutet

Für das laufende Jahr gibt sich W&W vorsichtig optimistisch. Doch klar ist auch: Die Branche steht unter Klimadruck. Wetterrisiken steigen, Schadenkosten ebenso – und klassische Preisanpassungen stoßen bei Kunden zunehmend an Akzeptanzgrenzen.

Jürgen Junker bringt es auf den Punkt: „Gut, dass 2024 vorüber ist.“ Doch 2025 wird nicht einfacher – weder für W&W noch für andere Versicherer mit starker regionaler Verwurzelung.

Die Klimarealität ist längst in der Bilanz angekommen. Und sie schreibt keine Schönwetterzahlen mehr.