25. Oktober, 2024

Wirtschaft

Stühlerücken bei Televisa: Führungskraft weicht US-Ermittlungen

Stühlerücken bei Televisa: Führungskraft weicht US-Ermittlungen

Der Vorsitzende des weltweit führenden spanischsprachigen Broadcasters, Grupo Televisa, hat überraschend seinen Rücktritt angekündigt. Diese Entwicklung kommt zu einem sensiblen Zeitpunkt, da sich das Unternehmen mit einer Untersuchung durch das US-Justizministerium in Bezug auf seine Geschäfte mit der Fifa konfrontiert sieht.

Bereits im August hatte Televisa bekanntgegeben, dass die amerikanischen Behörden die Geschäftsbeziehungen zur Fifa unter die Lupe nehmen. Die Ergebnisse dieser Untersuchung könnten erheblichen finanziellen Einfluss auf den Medienriesen haben. Emilio Azcárraga, der seit den 1990er Jahren das Zepter bei Televisa schwingt und eine der einflussreichsten Führungspersönlichkeiten Lateinamerikas ist, tritt mit sofortiger Wirkung von seinem Posten zurück.

Televisa ist nicht nur für seine Telenovelas bekannt, sondern auch als größter Anteilseigner des US-Senders Univision. Im Jahr 2023 einigte sich das Unternehmen auf eine Zahlung von 95 Millionen US-Dollar zur Beilegung einer Klage, die Bestechung von Fifa-Funktionären beim Erwerb von Weltmeisterschaftsübertragungsrechten vorgeworfen hatte.

Der Einfluss von Azcárragas Familie ist tief im Unternehmen verwurzelt, das von seinem Großvater gegründet wurde. Azcárraga, der bis 2017 auch als CEO tätig war, könnte nach Abschluss der Ermittlungen möglicherweise zurückkehren. Währenddessen zeigt sich Televisa kooperativ gegenüber der laufenden Untersuchung.

Finanziell hat das Unternehmen erhebliche Herausforderungen zu bewältigen. Die Aktienkurse sind seit ihrem Höchststand 2015 deutlich gesunken und erreichten in diesem Jahr einen Rekordtiefstand. Der Kampf gegen den Wandel hin zu digitalem Streaming und verschärften Wettbewerb um Werbeeinnahmen stellt Televisa vor ernsthafte Hindernisse. Die jüngsten Quartalszahlen zeichnen ein besorgniserregendes Bild, mit Rückgängen im Kabel- und Satellitengeschäft.

Auch die Übernahme von Univision sollte ursprünglich neue Marktanteile unter Latino-Zuschauern sichern, insbesondere in den USA, wo der Streaming-Dienst Vix mit Netflix konkurrieren will. Nach dem Zusammenschluss wurden einige Vermögenswerte in ein neues Unternehmen überführt, das von Azcárraga geführt wird. Darunter ist auch das legendäre Azteca-Stadion, das für die bevorstehende Weltmeisterschaft 2026 renoviert wird.