Wissenschaftler der Charité Berlin haben eine mögliche Erklärung für die schweren Entzündungsreaktionen bei Pims (Pediatric Inflammatory Multisystem Syndrome) im Zusammenhang mit SARS-CoV-2-Infektionen gefunden. Laut einer im Fachjournal 'Nature' veröffentlichten Studie besteht ein Zusammenhang zwischen den Reaktionen und dem Wiederaufflammen des Epstein-Barr-Virus (EBV).
Der Erreger des Pfeifferschen Drüsenfiebers, das Epstein-Barr-Virus, bleibt nach einer Infektion meist unbemerkt im Körper. Jedoch kann es, begünstigt durch ein geschwächtes Immunsystem, Jahre später erneut aktiv werden. Die Wissenschaftler stellten bei Kindern mit Pims fest, dass ihr Immunsystem durch die vorangegangene SARS-CoV-2-Infektion stark beeinträchtigt war. Dadurch konnte die latente EBV-Infektion wieder aufleben.
Bei ihrer Untersuchung von 145 Kindern mit Pims fanden die Experten bei einem Großteil infizierte B-Zellen und vermehrte EBV-spezifische T-Zellen. Dies deutet stark darauf hin, dass das Wiederaufflammen des Epstein-Barr-Virus eine zentrale Rolle bei der Krankheitsauslösung spielt. Trotz der Versuche des Körpers, sich mittels Antikörpern gegen das Virus zu wehren, bleibt der Abwehrprozess infolge eines durch die SARS-CoV-2-Infektion erhöhten TGF?-Botenstoffs ineffektiv.
Diese Forschungsergebnisse könnten wegweisend für das Verständnis anderer Corona-bedingter Erkrankungen sein, wie Long Covid. Die Wissenschaftler sehen Parallelen zu Pims und erörtern mögliche Therapieansätze mittels TGF?-Hemmern.
Inzwischen sind Pims-Fälle seit Herbst 2022 rückläufig, da die Grundimmunität in der Bevölkerung gestiegen ist und die neueren Corona-Varianten das Immunsystem weniger stark stimulieren. Dennoch könnte die erneut aufgeflammte Diskussion um EBV bei weiteren Untersuchungen und Behandlungen eine Rolle spielen.