Die Energiewende ist ein komplexes Puzzle, und jede vorgeschlagene Lösung wirft neue Fragen auf – so auch die Idee, Deutschland in zwei getrennte Strompreiszonen zu unterteilen. Eine frische Untersuchung der Beratungsagentur Prognos entfaltet das Panorama potenzieller wirtschaftlicher Rückschläge, die diese Trennung nach sich ziehen könnte. Die Studie, die im Auftrag der Vereinigung der Bayerischen Wirtschaft (vbw) durchgeführt wurde, warnt vor höheren Strompreisen in Süddeutschland, verminderter Planungssicherheit für Unternehmen und einer reduzierten Liquidität des gesamten deutschen Strommarktes.
Im derzeitigen System agieren Kraftwerksbetreiber auf Augenhöhe, unabhängig von der geografischen Lage ihrer Anlagen. Doch die Energiewende hat eine Schieflage geschaffen: Die süddeutschen Industriezentren können ihren Hunger nach Strom nicht mehr stillen, während der Norden ein Füllhorn an Energie besitzt. Eine räumliche Teilung des Marktes könnte, laut der Prognos-Studie, dazu führen, dass im Norden die Preise sinken und im Süden die Kosten steigen.
Schnell wird deutlich, dass eine solche Maßnahme weit mehr als nur regionalisierte Kosten nach sich zieht. Bertram Brossardt, der Hauptgeschäftsführer der vbw, stellt klar: "Die tiefgreifende Analyse eines Strompreiszonensplits legt die negativen Einflüsse offen, die deutlich überwiegen." Dennoch ist es nicht alles Schatten, das die Studie wirft. Eine Aufteilung könnte die Errichtung neuer Anlagen für erneuerbare Energien im Süden und Westen anregen, ein Silberstreif am wirtschaftlichen Horizont.
Trotz der Bedenken gegenüber einer Aufspaltung unterstreicht Prognos die Signifikanz neuer Impulse für den Bau von Gaskraftwerken. Diese könnten, besonders jene, die auf Wasserstoff setzen, eine tragende Rolle für die Energieversorgung in Momenten übernehmen, in denen Wind und Sonne als Energiequellen dünn gesät sind. Die Transformation des Energiesektors bleibt somit eine Herausforderung, deren Lösung Fingerspitzengefühl und eine ganzheitliche Betrachtung erfordert.