Kanadas Premierminister Justin Trudeau steht mit den Provinzführern vor einer Herausforderung, die das politische Parkett aufheizt. In Ottawa debattierten die Spitzenvertreter Kanadas am Mittwoch darüber, wie weit das Land bereit ist, im Falle eines drohenden Handelskriegs mit den USA zu gehen, falls der zukünftige US-Präsident Donald Trump ernst macht und Importzölle von 25% auf kanadische Waren erhebt.
Die Gespräche konzentrieren sich auf mögliche Vergeltungszölle, doch die kanadische Regierung prüft auch drastischere Maßnahmen wie Exportsteuern auf Öl, Uran und Pottasche. Diese könnten die Kosten für amerikanische Konsumenten und Unternehmen in die Höhe treiben, sollte Trump einen umfassenden Handelskrieg beginnen. Allerdings stoßen solche Vorschläge bei den Premierministern von Alberta und Saskatchewan, wichtigen Rohstoffproduzenten, auf Widerstand.
Trudeau beschwor in seiner Eröffnungsrede die Chancen auf eine vertiefte Energie-Partnerschaft mit den USA und betonte die Bedeutung kanadischer Rohstoffe für die technologische Transformation der amerikanischen Wirtschaft. Ontarios Premier Doug Ford zeigte sich entschlossen, Vergeltungszölle zu unterstützen und ließ in einem markanten Outfit keine Zweifel an seiner Haltung. Auch der Premierminister von Quebec, Francois Legault, erklärte sich bereit, alle Optionen zu prüfen.
Energie stellt einen wesentlichen Faktor in den Handelsbeziehungen der beiden Länder dar und beeinflusst das Handelsbilanzverhältnis erheblich. Kanada exportiert täglich rund vier Millionen Barrel Öl in die USA, und seine fossilen Brennstoffe schaffen ein Ungleichgewicht zugunsten Kanadas, da ohne diese Exporte die USA einen Handelsüberschuss hätten.
Der Premier von Saskatchewan, Scott Moe, warnte jedoch vor Exportsteuern als kontraproduktiv und sprach sich für die Reduzierung von Zöllen aus. Andrew Furey, Premierminister von Neufundland und Labrador, verglich die Energie als Kanadas "Dame im Schachspiel", die strategisch zum Einsatz kommen sollte.
Gleichzeitig heben die Diskussionen frustrierende Fragen zur fehlenden kanadischen Raffineriekapazität und Handelsdiversifikation hervor, wie der Premier der Nordwest-Territorien, R.J. Simpson, betonte. Die Sorge um nationale Identität und Einheit spielt in diesen Überlegungen eine entscheidende Rolle.