23. November, 2024

Wirtschaft

Streit um Erbschaftssteuer: Wie viele Bauernhöfe sind wirklich betroffen?

Streit um Erbschaftssteuer: Wie viele Bauernhöfe sind wirklich betroffen?

In der Debatte um die geplante Erbschaftssteuerreform für landwirtschaftliche Betriebe sieht sich die britische Regierung mit erheblichen Bedenken konfrontiert. Die National Farmers' Union (NFU) äußert Zweifel an den Regierungszahlen und verweist auf alternative Daten von Defra. Diese zeigen, dass nur 34% der Höfe einen Nettowert von unter einer Million Pfund aufweisen, was darauf hindeutet, dass ein erheblicher Anteil von etwa zwei Dritteln der Betriebe potenziell betroffen sein könnte. Die NFU betont, dass etwa 75% der kommerziellen Familienbetriebe einen Wert über der Millionengrenze haben und damit von der Steueränderung direkt berührt wären. Bei der Schätzung der betroffenen Höfe stellt sich die Herausforderung, verlässliche Zahlen zu ermitteln. Die von Defra stammenden Zahlen basieren auf einer Umfrage unter 1.350 Höfen und sind auf englische Farmen beschränkt, was die Repräsentativität für das gesamte Vereinigte Königreich einschränkt. Ein weiterer Aspekt ist, dass landwirtschaftliche Betriebe oft mehrere Eigentümer haben, die alle von den Steuererleichterungen für Land- und Gewerbeimmobilien profitieren könnten. Die Regierung betrachtet in ihren Berechnungen jedoch lediglich die Agrargrundstückserleichterung und nicht die für betriebseigene Immobilien. Letztere umfassen auch Maschinen und Vieh und könnten den Wert der landwirtschaftlichen Anwesen erheblich steigern. Die von der Regierung aktualisierten Zahlen basieren auf Daten des Finanzamtes und zeigen, dass im Jahr 2021/22 insgesamt 383 Anwesen betroffen gewesen wären, wenn man die neuen Steuerregelungen angewandt hätte. Dies stellt lediglich einen kleineren Anteil von 22% aller Ansprüche dar, wobei nur 16% der Ansprüche rein auf Agrarlandwerten beruhten. CenTax, ein Forschungsinstitut, bestätigt die Regierungsansätze. Arun Advani, Co-Direktor von CenTax, lobt die aktuellen Schätzungen als "vernünftig" und sieht keinen wesentlichen Unterschied in der Anzahl der betroffenen Betriebe, auch wenn sowohl Land- als auch betriebliche Steuererleichterungen berücksichtigt werden. Trotzdem bleibt die NFU bei ihrer Position, dass kleine Betriebe zu Unrecht in die Regierungszahlen einbezogen sind, was das gesamte Bild verzerrt. Letztlich wird die tatsächliche Belastung der Landwirte auch davon abhängen, wie effektiv sie vorhandene Steuerfreibeträge nutzen können. Eine verheiratete landwirtschaftliche Familie könnte Vermögenswerte von bis zu 3 Millionen Pfund steuerfrei vererben, was den Kreis der tatsächlich betroffenen Anwesen weiter einschränken könnte. Weiterhin bleibt jedoch der zusätzliche Planungsaufwand bestehen, um steuerliche Nachteile zu vermeiden.