23. Oktober, 2024

Wirtschaft

Stirnrunzeln und Kurswechsel: Die unruhigen Gewässer der Zinspolitik der EZB

Stirnrunzeln und Kurswechsel: Die unruhigen Gewässer der Zinspolitik der EZB

Innerhalb der Europäischen Zentralbank (EZB) entbrennt eine aufschlussreiche Debatte über einen möglichen Politikwechsel, der das Ende jahrzehntelanger wirtschaftlicher Restriktionen bedeuten könnte. Insidern zufolge, die ihre Aussagen anonym machten, erwägen Vertreter der Notenbank die Senkung der Zinsen auf ein Niveau, das das wirtschaftliche Wachstum wieder ankurbelt.

In einem Jahr, in dem die EZB die Zinssätze eifrig senkte, um eine neutrale Geldpolitik zu erreichen, geht es nun darum, ob dieser Kurs genügt, um die Inflation in Schach zu halten. Diese Unsicherheiten reflektieren sich in einer bemerkenswerten Veränderung im Denken der Entscheidungsträger, die möglicherweise umfangreichere Zinssenkungen in Betracht ziehen als bislang angenommen.

Der wirtschaftliche Abwärtstrend und die niedrigeren Inflationsraten als erwartet haben eine Gruppe von Politikern dazu veranlasst, auf die Möglichkeit gravierenderer Zinssenkungen zu drängen, als es die EZB bisher erwogen hat. Ihrer Ansicht nach besteht das Risiko, dass die Inflation bedrohlich tief absinkt, ähnlich wie es fast ein Jahrzehnt vor der Pandemie der Fall war.

Gezielte Diskussionen befassen sich nun mit der Abschaffung restriktiver Zinssignale und einer flexibleren „meeting-by-meeting“-Entscheidungsfindung, was ein Zeichen dafür ist, dass die Zentralbank mögliche Abwärtsrisiken ernster nimmt. Ein maßgeblicher Impulsgeber dieser Diskussionen ist Gediminas Simkus, der die Risiken öffentlich thematisierte und warnte, dass anhaltend geringe Inflationsprozesse niedrigere Zinsen erfordern könnten.

Eine kontroverse Frage innerhalb dieser Debatte ist das Konzept des „neutralen“ Zinssatzes, das in der Praxis nicht direkt messbar ist. EZB-Präsidentin Christine Lagarde räumte jüngst ein, dass sie keine eindeutige Vorstellung davon hat, wo dieser Wert derzeit liegt. Schätzungen schwanken: Der Internationale Währungsfonds geht von 2,5% aus, Umfragen deuten auf etwa 2,25% hin, während Marktdaten sie unter 2% vermuten lassen. Die Diskrepanzen in den Einschätzungen der Entscheidungsträger könnten den Kurs der zukünftigen Geldpolitik maßgeblich beeinflussen.