Berlin. – Die Ampelkoalition bringt positive Nachrichten für Deutschlands Steuerzahler: Ab dem 1. Januar 2024 dürfen sich viele Arbeitnehmer und Selbstständige auf spürbare Mehrbeträge in ihrer Geldbörse freuen.
Die InvestmentWeek hat die Expertise von Finanzwissenschaftler Frank Hechtner genutzt, um die konkreten Auswirkungen dieser Entlastungen zu beleuchten. Doch die erfreulichen Zahlen kommen nicht ohne Gegenwind – höhere Sozialabgaben und die Hürden der „kalten Progression“ sorgen für eine durchaus kontroverse Gemengelage.
Einzelne Schicksale, ein gemeinsames Ergebnis: Mehr Netto für alle
Ob Single oder Familie, Geringverdiener oder Spitzenverdiener – die neuen Steuerregelungen treffen vielfältig auf unterschiedliche Einkommensverhältnisse.
Einkommen | Entlastung (Single) | Entlastung (Familie mit 2 Kindern) | Mehrbelastung Sozialabgaben (Single) | Mehrbelastung Sozialabgaben (Familie) |
---|---|---|---|---|
3000 Euro/Monat | 172 Euro | - | Bis zu 710 Euro | - |
5000 Euro/Monat | 292 Euro | - | - | - |
16,000 Euro/Monat | - | 1600 Euro | - | Bis zu 541 Euro |
Für einen Single mit einem Monatseinkommen von 3000 Euro bedeutet dies 172 Euro mehr im Jahr 2024, während ein Single mit einem Gehalt von 5000 Euro sogar mit 292 Euro zusätzlich rechnen kann.
Familien mit zwei Kindern und einem Monatseinkommen von 16.000 Euro dürfen sich über satte 1600 Euro mehr im Portemonnaie freuen.
Doch die Euphorie über die Entlastungen wird durch die Schattenseiten der sozialen Absicherung getrübt. Frank Hechtner betont, dass die gestiegenen Sozialabgaben einen nicht zu vernachlässigenden Teil der steuerlichen Entlastungen aufzehren.
Insbesondere kinderlose Steuerpflichtige spüren die höheren Sozialabgaben, die laut Hechtner im Extremfall für Singles bis zu 710 Euro betragen können. Selbst Gutverdiener-Familien müssen mit einer Mehrbelastung von bis zu 541 Euro rechnen.
Sozialabgaben im Fokus: Höhere Beiträge, gleicher Lohn?
Die gesetzliche Krankenversicherung belastet viele Versicherte im Jahr 2024 mit einem Anstieg des durchschnittlichen Zusatzbeitragssatzes von 1,6 auf 1,7 Prozent. Begleitet wird dies von steigenden Beitragsbemessungsgrenzen in den Sozialversicherungen.
Der Westen erlebt eine Erhöhung um 250 Euro auf 7550 Euro, während der Osten eine Anhebung um 350 Euro auf 7450 Euro verzeichnet. In der gesetzlichen Kranken- und Pflegeversicherung steigt die Grenze einheitlich auf 5175 Euro.
Hechtner integriert in seine Berechnungen auch Änderungen, die bereits im zweiten Halbjahr 2023 in Kraft getreten sind. Dazu zählt der Anstieg des Beitragssatzes in der Pflegeversicherung und die damit einhergehende Erhöhung des Zuschlags für Kinderlose. Der Beitragssatz wird zudem für Eltern mit dem zweiten Kind um 0,25 Prozent pro Kind gesenkt.
Geldsegen und Gegenwind: Entlastungen und Herausforderungen im Jahresvergleich
Die Entlastungen durch die neuen Steuerregelungen summieren sich insgesamt auf beachtliche 35 Milliarden Euro. Der steuerliche Grundfreibetrag erhöht sich von 10.908 auf 11.604 Euro, und der Kinderfreibetrag steigt von 6024 auf 6384 Euro.
Die Bundesregierung geht einen Schritt weiter und gleicht die "kalte Progression" aus – eine Erhöhung der Steuersätze nur bei realer Gehaltssteigerung über die Inflationsrate hinaus.
Ein Blick auf die Einkommensgrenze für den Solidaritätszuschlag zeigt, dass ab 2024 nur noch die zehn Prozent Topverdiener zur Kasse gebeten werden. Dieser Trend zu mehr Gerechtigkeit wird jedoch durch Diskussionen über eine Ausnahme für Spitzenverdiener, wie sie Finanzminister Christian Lindner vorgeschlagen hat, herausgefordert.
Ausblick auf 2024: Weitere Entlastungen und bürokratischer Aufwand
Das Jahr 2024 hält nicht nur zum Jahresbeginn eine Entlastung bereit. Die Bundesregierung plant, den steuerlichen Grundfreibetrag noch weiter anzuheben, bedingt durch das höhere Bürgergeld. Die konkreten Beträge stehen bereits fest: 11.784 Euro für den Grundfreibetrag und 6612 Euro für den Kinderfreibetrag.
Für Arbeitgeber bedeutet dies einen Mehraufwand, während Arbeitnehmer erneut von einer weiteren Entlastung von 33 Euro im Jahr profitieren können, so Hechtners Berechnungen.