In der glitzernden Welt des Online-Tourismus markiert Booking.com seit Jahren die Pole-Position. Doch hinter dem erfolgreichen Geschäftsmodell verbirgt sich eine weniger glamouröse Wahrheit: eine ausgeklügelte Steuerstrategie, die dem niederländischen Riesen ermöglicht, Milliarden an Steuern einzusparen.
Ein geschicktes Spiel mit der „Innovation Box“
Das Herzstück der Steuervermeidungsstrategie von Booking.com ist die sogenannte „Innovation Box“ in den Niederlanden. Diese ermöglicht es dem Unternehmen, Einnahmen, die angeblich aus innovativer Tätigkeit stammen, zu einem Bruchteil des normalen Steuersatzes zu versteuern.
Kritiker wie Christoph Trautvetter vom Netzwerk Steuergerechtigkeit heben jedoch hervor, dass Booking.com diese Regelung möglicherweise missbraucht, indem es alltägliche Geschäftsvorgänge als innovativ deklariert. Die Frage, die sich stellt, ist, wie weit die Definition von Innovation gedehnt werden kann, bevor sie ihre Glaubwürdigkeit verliert.
Milliardenersparnisse und moralische Fragen
Zwischen 2011 und 2022 hat Booking.com laut Studien fast drei Milliarden Euro an Steuern gespart.
Eine Zahl, die nicht nur wegen ihrer Größe Aufsehen erregt, sondern auch wegen der moralischen Implikationen: Während kleine und mittelständische Unternehmen den vollen Steuersatz zahlen, nutzen internationale Konzerne Schlupflöcher für massive Einsparungen.
Ein Blick auf die Aktie
Diese Praktiken werfen ein Schlaglicht auf die Diskrepanz zwischen legaler Steuergestaltung und moralischer Verantwortung gegenüber der Gesellschaft.
Die internationale Debatte um Steuergerechtigkeit
Booking.com steht mit seiner Steuerstrategie nicht allein da. Die Debatte um die Steuervermeidung großer Konzerne ist global und betrifft zahlreiche Branchen.
Die Einführung einer globalen Mindeststeuer von 15 Prozent für Großunternehmen im Jahr 2021 war ein Schritt in Richtung Gerechtigkeit, doch Experten zufolge sind damit nicht alle Probleme gelöst. Die Kritik: Wenn die profitabelsten Unternehmen der Welt niedrigere Steuersätze zahlen als der lokale Bäcker, bleibt die Frage nach der Fairness im Raum stehen.
Ein Balanceakt zwischen Innovation und Fairness
Die Niederlande, als Heimatland von Booking.com, profitiert zwar kurzfristig von den Steuereinnahmen, steht aber auch im Zentrum der Kritik. Die „Innovation Box“ ist beispielhaft für Steueranreize, die zwar Investitionen fördern sollen, aber auch zu unfairen Vorteilen führen können.
Wie Maarten de Wilde, Professor für internationales Steuerrecht, betont, ist die Herausforderung, Anreize für Forschung und Entwicklung zu schaffen, ohne dabei Steuergerechtigkeit zu untergraben, eine globale.
Auf dem Prüfstand: Die Zukunft der digitalen Besteuerung
Die aktuellen Enthüllungen um Booking.com sind mehr als nur ein weiteres Kapitel in der Debatte um Steuervermeidung. Sie fordern Regierungen weltweit heraus, die Steuergesetze so anzupassen, dass digitale Unternehmen fair besteuert werden.
Die Diskussion um die „Innovation Box“ und ähnliche Regelungen ist dabei nur die Spitze des Eisbergs. Was benötigt wird, ist ein gerechtes Steuersystem, das Innovation fördert, ohne dabei die Grundprinzipien der Steuergerechtigkeit zu vernachlässigen.
In einer Zeit, in der die digitale Wirtschaft unaufhaltsam wächst, stehen sowohl Unternehmen als auch Regierungen vor der Aufgabe, einen Weg zu finden, der sowohl wirtschaftliche Dynamik als auch soziale Verantwortung in Einklang bringt.
Die Frage, die bleibt, ist, ob Booking.com und ähnliche Konzerne bereit sind, einen Teil ihres Erfolgs zu teilen, um zu einer gerechteren Welt beizutragen.