Weniger Aufwand, mehr Erstattung – so werben Anbieter von Steuersoftware, Apps und Online-Tools. Und immerhin: Wer eine Rückzahlung erwartet, kann laut Statistischem Bundesamt mit über 1.000 Euro rechnen.
Ein gutes Argument, sich durchzuringen. Aber womit? Zwischen klassischen Programmen, App-only-Angeboten, kostenlosen Plattformen und neuen KI-Chatbots herrscht Verwirrung.
Die InvestmentWeek hat 16 digitale Steuerhelfer getestet – und festgestellt: Es gibt klare Sieger. Und teure Zeitfresser.
Testsieger, Einsteiger und Blender
Der Gesamtsieger unter allen getesteten Angeboten: Wiso Steuer. Die Software von Buhl Data liefert durchdachte Nutzerführung, intelligente Unterstützung und einen beachtlichen Funktionsumfang – für einfache und komplexe Fälle. Selbst Einkünfte aus Vermietung, Selbstständigkeit oder Kapitalerträgen lassen sich problemlos abbilden.
Wer will, beginnt am PC, wechselt zwischendurch zur App und reicht später alles per Browser ein. Die Cloud macht’s möglich.

Besonders hilfreich: Erklärvideos, Steuertipps, ein finaler „Check-Up“ und sogar ein optionaler Profi-Check ab 119 Euro. Wer mehr aus der Steuer herausholen will, bekommt hier echte Unterstützung.
Für einfache Fälle reicht oft der kleine Bruder: Tax. Ebenfalls von Buhl Data, aber ausschließlich als Software erhältlich. Schlanker, günstiger – aber mit vielen Funktionen des großen Vorbilds. Perfekt für Angestellte ohne steuerliche Experimente.
Alte Bekannte mit neuen Schwächen
SteuerSparErklärung bleibt das Schwergewicht unter den Klassikern – mit enormem Fachwissen und großem Funktionsumfang. Doch was früher vertraut wirkte, erscheint heute altbacken.
Kein Onlinezugang, keine App, keine automatische Streckenberechnung. Die Sprache bleibt bürokratisch, die Bedienung sperrig. Wer sich auskennt und viel herausholen will, kommt hier auf seine Kosten – aber eben auch ins Schwitzen.
Besser für den schnellen Angestelltenfall: die Steuertipps-App desselben Anbieters. Klar strukturiert, günstig (17,99 Euro), und erstaunlich smart. Versicherungsbeiträge, die steuerlich verpuffen, werden direkt aussortiert. Nur bei der Entfernungspauschale hakt’s – hier fehlt die automatische Berechnung.
Chatbots mit Charme – aber ohne Tiefgang
„Steuer-KI“ klingt vielversprechend. Tools wie Alma, Sophie und SteuerGPT sollen Fragen im Chat beantworten. Im Test funktionierte das bei simplen Anliegen ordentlich: Werbungskostenpauschale? Frist zur Abgabe? Kein Problem.
Doch sobald es um tiefergehende Themen ging – etwa zur Versteuerung von Riesterrenten oder zum Umgang mit geerbtem Gold – zeigte sich: Die Bots wissen viel, aber nicht genug. Eine echte Hilfe? Noch nicht. Für gezielte Rückfragen kann man sie nutzen – aber nicht als alleinige Informationsquelle.
Der Herausforderer: Check24 Steuer
Ein neuer Player sorgt für Bewegung: Check24 Steuer. Kostenlos, webbasiert oder als App, mit durchdachter Struktur und einfacher Eingabe. Vorjahresdaten können übernommen, aktuelle automatisch abgerufen werden.

Die Lohnsteuerbescheinigung lässt sich per QR-Code und Handyfoto einlesen. Das klappt meist fehlerfrei.
Allerdings: Bei komplexeren Fällen zeigt sich der Gratisdienst noch nicht ausgereift. Die Nebenkostenabrechnung wird zwar ausgelesen – aber oft fehlerhaft.
Versicherungsbeiträge werden nicht auf ihre steuerliche Relevanz geprüft. Die Sprache ist sperrig, an vielen Stellen zu nah am Amt. Beispiel gefällig? „Weiträumiges Tätigkeitsgebiet“ – bitte was?
Elster: Das Online-Finanzamt bleibt amtlich
Wer gar nichts zahlen will, landet schnell bei Mein Elster – dem offiziellen Portal der Finanzverwaltung. Es funktioniert, ist recht vollständig – und nervenraubend. Die Bedienung wirkt wie digitalisierte Bürokratie.
Die Nutzerführung ist technisch korrekt, aber nicht intuitiv. Wer sich mit Steuerformularen nicht auskennt, findet sich nur schwer zurecht. Erklärungen sind knapp, Tipps fehlen, Automatismen ebenso. Selbst häufige Fehler – etwa zu hohe Einmalabschreibungen – werden nicht korrigiert. Zeit spart hier niemand. Und wer nicht aufpasst, verschenkt Geld.
Taxfix und Steuerbot: Start-up mit Luft nach oben
Taxfix hat sich viel vorgenommen – und manches geschafft. Das Design ist aufgeräumt, die Abfrage logisch aufgebaut. Auch Vermietungseinkünfte lassen sich nun abbilden. Doch die Grenzen sind schnell erreicht.
Ehepaare müssen sich durch beide Veranlagungsvarianten klicken, statt direkt die bessere vorgeschlagen zu bekommen. Bei komplexeren Abschreibungen müssen Nutzer selbst rechnen. Immerhin: Bei Krankheitskosten zeigt Taxfix klar, ab wann sich Angaben lohnen.
Steuerbot, ebenfalls zu Taxfix gehörend, macht vieles anders – und manches besser. Die Chatführung ist unterhaltsam, die Sprache einfach. Wer eine Steuererklärung mit Konfettiregen beenden möchte, ist hier richtig.
Allerdings wird’s unübersichtlich, wenn man später zu einem bestimmten Thema zurückkehren will. Für Einsteiger ein guter Start – für Fortgeschrittene eher Spielerei.
Wer ernsthaft Steuern sparen will, sollte klug wählen
Nicht jeder braucht ein Profi-Tool. Wer nur eine Lohnsteuerbescheinigung hat, kommt auch mit einer App wie Steuertipps oder Check24 Steuer gut zurecht. Doch sobald Kapitalerträge, Vermietung oder Selbstständigkeit ins Spiel kommen, wird es schnell kompliziert – und das richtige Tool entscheidet über bares Geld.
Wiso Steuer zeigt im Test, wie es geht: verständlich, umfassend, unterstützend – ohne sich aufzudrängen. Ein echter Allrounder. Wer weniger ausgeben will, aber etwas mehr Eigenleistung nicht scheut, kann mit Tax oder Steuerbot zufrieden sein.
Für alle anderen gilt: Nicht blenden lassen von KI-Versprechen oder Gratisangeboten. Die Steuer ist kein Spiel – und gute Software spart am Ende nicht nur Zeit, sondern auch Geld.