05. Oktober, 2024

Wirtschaft

Steuererhöhungen unter Labour: Die Reichen bereiten sich vor

Steuererhöhungen unter Labour: Die Reichen bereiten sich vor

Die noch junge Labour-Regierung steht unter genauer Beobachtung, insbesondere von wohlhabenden Bürgerinnen und Bürgern sowie deren Beratern. Obwohl die Parteiführung keine unmittelbaren Pläne für Steuererhöhungen jenseits ihres Wahlprogramms bekannt gegeben hat, wird angesichts der angespannten finanziellen Lage des Landes allgemein erwartet, dass Steueranhebungen unvermeidlich sind.

Labours deutlicher Wahlsieg basierte teilweise auf dem Versprechen, die Einkommensteuer, die Sozialversicherungsabgaben, die Mehrwertsteuer und die Körperschaftssteuer – also die 'Big Four', die etwa 75 Prozent des jährlichen Steueraufkommens ausmachen – nicht zu erhöhen. Sollte das Wirtschaftswachstum jedoch schwächer ausfallen als prognostiziert, bleibt wenig Spielraum für Alternativen, was Spekulationen über zukünftige Steueränderungen anfachte.

Besonders Kapitalertragssteuern (CGT) stehen im Fokus der Reichen. Der aktuelle CGT-Satz für Investitionen liegt bei historisch niedrigen 20 Prozent, was einige wohlhabende Klienten dazu veranlasst, ihre Portfolios umzuschichten, um Gewinne jetzt zu realisieren und sich gegen zukünftige höhere Steuersätze abzusichern. Katherine Waller, Mitbegründerin von Six Degrees, berichtet, dass viele von ihren wohlhabenden Klienten daher bereits aktiv geworden sind. Die Angst vor einer möglichen Anhebung der CGT-Sätze auf das Niveau der Dividenden- oder Einkommensteuer treibt diese Bewegung an.

Auch Christine Ross von Handelsbanken Wealth bestätigt, dass Klienten ihre Investitionen strategisch umstrukturieren. Die Nutzung von steuerfreien Konten wie Isas sowie die Maximierung der Steuerfreibeträge innerhalb der Familie sind gängige Taktiken, wobei die Vertrauensfrage bei Ehe- oder Lebenspartnern eine Rolle spielt.

Die Angst vor einer zukünftigen CGT-Erhöhung belastet ebenfalls kleinere Vermieter, die nun vermehrt verkaufen. Hierzu zählen kleinere Buy-to-let-Investoren, die derzeit einem CGT-Satz von 24 Prozent unterliegen. Derweil beruhigte Labour hinsichtlich der Erbschaftssteuerregelung für Rentenkonten. Dennoch überlegen Berater weiterhin, geeignete Strategien zu entwickeln, um potenzielle Regeländerungen abzufedern.

Labour hat ihr Wahlversprechen, die Lebenszeitzulage für Renten (LTA) wiederherzustellen, aufgegeben, doch bleibt die Angst vor zukünftigen Veränderungen bestehen. Hierbei profitieren Personen derzeit von der erhöhten Beitragsgrenze von 60.000 Pfund, was jedoch möglicherweise nicht von Dauer ist.

Zusätzlich drängen Berater wohlhabende Familien, Vermögenswerte frühzeitig zu übertragen, um eventuelle Erbschaftssteueränderungen zu antizipieren. Auch der strategische Einsatz von Lebensversicherungen zur Deckung späterer Steuerverbindlichkeiten und der Aufbau von Familienunternehmen zur Steueroptimierung werden immer populärer.

Angesichts einer möglichen VAT-Einführung auf Schulgebühren überlegen Eltern zudem, im Voraus zu zahlen, wobei es Unsicherheiten bezüglich der steuerlichen Behandlung solcher Zahlungen gibt.

Abschließend bleibt festzuhalten, dass Labour bisher alle drastischen Steueränderungen dementiert hat. Dennoch sorgen die aktuellen Vorsichtsmaßnahmen der Wohlhabenden bereits für signifikante Steuermehreinnahmen.