28. September, 2024

Politik

Steueranreize als Lösung gegen Landflucht? Wales spielt mit dem Gedanken

Steueranreize als Lösung gegen Landflucht? Wales spielt mit dem Gedanken

Ein Bericht an die walisische Regierung legt nahe, dass eine 25-prozentige Senkung der Einkommensteuer helfen könnte, das Problem der ländlichen Abwanderung in Wales zu lösen. Seit 2019 hat die Regierung die Befugnis, die Steuersätze zu ändern. Eine Verringerung der Steuerschuld könnte insbesondere für Fernarbeiter aus England attraktiv sein, die derzeit hohe Steuersätze zahlen.

Die landschaftlichen Vorzüge von Wales sind unbestritten: Von Klettern bis Vogelbeobachtung bietet das Land vielfältige Freizeitmöglichkeiten. Hinzu kommt die gute Erreichbarkeit: Cardiff ist mit dem Zug weniger als zwei Stunden von London entfernt. Solche steuerlichen Anreize könnten genug Ersparnis bieten, um regelmäßig Reisen zu finanzieren.

Die ursprüngliche Idee zur Steuerermäßigung zielt jedoch primär darauf ab, junge, walisischsprechende Menschen in den ländlichen Regionen zu halten. Abgeordnete warnen, dass die Abwanderung Risiken für öffentliche Dienstleistungen birgt. In anderen Ländern wurden schon ähnliche Maßnahmen ergriffen. So können ältere Steuerzahler in Süditalien mit nur 7 Prozent Steuer auf ausländische Einkünfte rechnen, und in Spanien erlaubt 'Beckham's Law' ebenfalls steuerliche Vorteile.

In Wales hingegen gibt es bereits Maßnahmen, die sich gegen Zweitwohnungsbesitzer richten. Einige Kommunen erheben bis zu 300 Prozent mehr Grundsteuer auf Zweitwohnungen. Dies sollte die Immobilienpreise regulieren, allerdings bleiben die meisten verkauften Immobilien für Erstkäufer unerschwinglich.

Zudem wird befürchtet, dass eine vorgeschlagene 'Touristensteuer' der Wirtschaft schaden könnte, da der Tourismus etwa 12 Prozent der Arbeitsplätze ausmacht. Die Möglichkeit steigender Einkommenssteuern sorgt ebenfalls für Unsicherheit. In Schottland wurden jüngst die Steuern erhöht, was einige Wirtschaftsmanager dazu bewegt hat, nach England umzuziehen.

Eine Untersuchung ergab, dass 81 Prozent der jungen Menschen in Wales glauben, ausbildungs- oder arbeitsbedingt wegziehen zu müssen. Hier wären Steuererleichterungen für Unternehmen, die Arbeitsplätze schaffen, und eine bessere Breitbandversorgung zielführender. Projekte wie das £800 Millionen teure 'Project Gigabit' könnten diese Träume wahr machen und Wales zu einem attraktiveren Standort für Fernarbeiter werden lassen.