Stellantis und der chinesische Partner Leapmotor haben ihre Pläne aufgegeben, ein zweites Elektromodell im Stellantis-Werk in Polen zu produzieren. Der strategische Kurswechsel erfolgt inmitten der Überlegung alternativer Produktionsstandorte in Deutschland und der Slowakei, wobei die Entscheidung von der chinesischen Regierung beeinflusst wurde, die Unternehmen dazu aufforderte, größere Investitionen in bestimmten europäischen Ländern zu vermeiden. Die Joint Venture-Partner erwägen nun, die Stellantis-Fabrik in Eisenach und das Werk in Trnava als potenzielle Standorte für die Herstellung des elektrischen Crossover B10 zu nutzen. Leapmotor hat den B10 als erstes Fahrzeug einer neuen Serie international vermarkteter Elektrofahrzeuge angekündigt, darunter auch für Europa. CEO von Stellantis, Carlos Tavares, betonte das Ziel der Partnerschaft, „hochtechnologische und erschwingliche“ Elektrofahrzeuge außerhalb Chinas anzubieten. Stellantis besitzt 51% der Anteile an dem Joint Venture, während Leapmotor die restlichen 49% hält. Der Richtungswechsel geht auf einen vertraulichen Austausch mit der chinesischen Regierung zurück, die Autohersteller aufforderte, größere Investitionen in europäischen Ländern, die zusätzliche Zölle auf in China hergestellte Elektrofahrzeuge unterstützen, auszusetzen. Polen gehört zu den zehn EU-Mitgliedern, die die Entscheidung der EU unterstützten, Zölle von bis zu 45% auf importierte E-Autos aus China zu erheben. Im Gegensatz dazu lehnten fünf Mitglieder, darunter Deutschland und die Slowakei, die Zölle ab, während zwölf andere sich der Stimme enthielten. Diese Zölle traten am 30. Oktober in Kraft. Die Entscheidung, die Produktion des SUV B10 zu verlagern, lässt zudem Raum für Spekulationen, ob andere Faktoren neben dem Einfluss Pekings eine Rolle spielten. Aktuell produziert das Stellantis-Werk in Tychy den kompakten Elektrowagen T03 mit aus China importierten Komponenten. Unklar bleibt, ob die Fertigung des T03 ebenfalls Teil der Überprüfungen ist und welche Auswirkungen es möglicherweise auf Arbeitsplätze haben könnte. Per einer Quelle würde die Herstellung des neuen Joint-Venture-Elektroautos in Deutschland teurer ausfallen als in Polen, bedingt durch höhere Nebenkosten und Löhne.