Stellantis setzt auf Kooperation mit Iveco
Der Automobilkonzern Stellantis und der Nutzfahrzeugspezialist Iveco haben eine Partnerschaft für elektrische Lieferwagen geschlossen. Stellantis wird künftig zwei E-Transporter unter der Marke Iveco produzieren, die speziell für den europäischen Markt entwickelt wurden.
Die neuen Modelle basieren auf den mittelgroßen und großen elektrischen Transportern von Stellantis Pro One – einer Plattform, die bereits von Citroën, Peugeot, Fiat und Opel genutzt wird.
Die Fertigung wird in Stellantis-Werken in Atessa (Italien), Gliwice (Polen) und Hordain (Frankreich) erfolgen. Iveco übernimmt den Vertrieb, während Stellantis von seiner langjährigen Erfahrung in der Produktion von Nutzfahrzeugen profitiert.
Die Unternehmen versprechen sich von dieser Zusammenarbeit eine effizientere Marktdurchdringung und eine stärkere Position im wachsenden Segment der elektrischen Nutzfahrzeuge.
Markt reagiert verhalten – Stellantis-Aktie leicht im Minus
Trotz der positiven Nachrichten zeigte sich der Markt skeptisch: Die Stellantis-Aktie verlor an der Euronext Paris zwischenzeitlich 0,31 Prozent auf 10,96 Euro. Anleger scheinen die langfristigen Herausforderungen der Elektromobilität in der Nutzfahrzeugbranche stärker zu gewichten als das kurzfristige Potenzial der Partnerschaft.
Besonders die hohe Kostenstruktur der E-Fahrzeuge sowie Unsicherheiten in der Ladeinfrastruktur bleiben zentrale Risiken. Zudem stehen europäische Hersteller unter Druck durch günstige Konkurrenz aus China.
Marken wie BYD und andere chinesische Anbieter drängen mit aggressiven Preisen und massiven Produktionskapazitäten auf den europäischen Markt.
Wie zukunftssicher ist das Stellantis-Iveco-Modell?
Stellantis-CEO Carlos Tavares setzt konsequent auf Synergien, um Kosten zu senken und Produktionsprozesse zu optimieren. Die Kooperation mit Iveco könnte dazu beitragen, die Skaleneffekte der Stellantis Pro One-Plattform weiter zu verbessern.

Allerdings bleibt die Frage, ob die Nachfrage nach elektrischen Lieferwagen das Wachstum trägt. Während Großkunden zunehmend in E-Mobilität investieren, sind viele kleinere Betriebe noch zurückhaltend. Gründe sind hohe Anschaffungskosten, unsichere Ladeinfrastrukturen und die weiterhin begrenzte Reichweite vieler E-Transporter.
Iveco selbst steht vor einer Herausforderung: Das Unternehmen muss sich gegen Daimler Truck und die elektrischen Modelle von Ford behaupten. Mit der neuen Partnerschaft könnte Iveco jedoch ein entscheidendes Verkaufsargument erhalten – eine modernisierte Modellpalette ohne hohe eigene Entwicklungsinvestitionen.
Elektromobilität im Nutzfahrzeugbereich: Große Ziele, aber langsamer Fortschritt
Der europäische Markt für elektrische Nutzfahrzeuge wächst zwar stetig, bleibt aber hinter den ambitionierten politischen Zielvorgaben zurück. Während viele Länder strengere CO₂-Vorgaben für Lieferfahrzeuge einführen, sind die Verkaufszahlen in diesem Segment noch ausbaufähig.
Aktuell liegt der Anteil von E-Transportern in Europa bei weniger als 5 Prozent. Bis 2030 soll dieser laut Branchenprognosen auf bis zu 30 Prozent steigen. Ob dieses Ziel erreicht werden kann, hängt stark von staatlichen Fördermaßnahmen, Infrastrukturprojekten und technologischen Fortschritten bei Batterien ab.
Stellantis und Iveco positionieren sich mit ihrer neuen Kooperation strategisch in diesem Wachstumsmarkt – ob sie damit langfristig Erfolg haben, bleibt jedoch abzuwarten.
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