18. Oktober, 2024

Wirtschaft

Stellantis-Streik: Ein historisches Signal aus Italien

Stellantis-Streik: Ein historisches Signal aus Italien

In Rom demonstrierte eine beeindruckende Zahl von tausenden Beschäftigten des Automobilherstellers Stellantis gegen temporäre Entlassungen und Produktionsstopps in Italien. Der Hersteller von Fiat- und Jeep-Fahrzeugen sieht sich mit den Forderungen seiner Belegschaft nach Arbeitsplatzsicherheit und der Einführung neuer Modelle konfrontiert. Die Gewerkschaften riefen dazu auf, gemeinsam mit Zulieferern des Konzerns, einen 24-stündigen nationalen Streik zu beobachten. Rund 20.000 Menschen versammelten sich in der italienischen Hauptstadt, während ebenfalls in Turin etwa 300 Demonstranten ihrem Unmut Ausdruck verliehen. Die Protestierenden bezeichneten den Streik als ein „historisches Ereignis“, das seinesgleichen seit über 40 Jahren nicht mehr hatte. Vor dem Hintergrund der Fusionen von Fiat mit Chrysler im Jahr 2014 und später mit Peugeot-Citroen zur Stellantis-Gruppe, war die Entwicklung in den letzten drei Jahren beachtlich. Jedoch sind die Marktbedingungen, insbesondere die Nachfrage nach teuren Elektrofahrzeugen, heute herausfordernd. Die Produktion in Italien fiel in den ersten neun Monaten des Jahres 2024 um 31,7 Prozent, auf 387.600 Fahrzeuge, was laut der Metallgewerkschaft FIM-CISL einen Tiefpunkt seit 1956 darstellt. Mittlerweile hat Stellantis-Chef Carlos Tavares im Juli 2023 unter politischem Druck zugesagt, die Produktion in Italien bis 2030 auf eine Million Einheiten zu steigern. Die Zielsetzung scheint momentan jedoch in weiter Ferne zu liegen. Der Verkauf von Elektrofahrzeugen in Europa stagniert seit Ende 2023, was vor allem an fehlenden erschwinglichen Modellen liegt. Verzögerungen bei der Einführung von Anreizen für den Kauf von Elektroautos durch die italienische Regierung verschärfen die Situation weiter. Der jüngste Streik markiert eine entscheidende Phase in der zukünftigen Industriepolitik Italiens. Stellantis hat angekündigt, die Produktion in einigen seiner italienischen Werke im November erneut zu stoppen, um sich an die gesunkene Nachfrage im europäischen Elektrofahrzeugmarkt anzupassen. Die Vorzeigeproduktion des elektrischen Fiat 500 im Mirafiori-Werk pausiert bereits seit Mitte September. Wird die drohende "soziale Tragödie", von der Gewerkschaftsführer wie Rocco Palombella sprechen, abgewendet werden können? Die kommenden Monate werden zeigen, ob Rom und Stellantis gemeinsam eine Lösung finden.