30. September, 2024

Märkte

Stellantis senkt Gewinnerwartungen: Schwieriges Jahr für den Autohersteller

Stellantis senkt Gewinnerwartungen: Schwieriges Jahr für den Autohersteller

Der international aufgestellte Autokonzern Stellantis reagiert auf die anhaltenden Probleme im nordamerikanischen Markt und die schwache Branchenlage insgesamt, indem er die Gewinnerwartungen für das laufende Jahr stark nach unten korrigiert. Konzernchef Carlos Tavares prognostiziert nun nur noch eine bereinigte operative Gewinnmarge von 5,5 bis 7,0 Prozent. Dies bedeutet eine deutliche Reduktion gegenüber der bisherigen Erwartung eines zweistelligen Prozentsatzes. Als Folge dieser Prognose gab der Aktienkurs um beinahe 13 Prozent auf 12,68 Euro nach, was den anhaltenden negativen Trend in diesem Jahr fortsetzt. Seit Jahresbeginn verzeichnet die Aktie somit einen Verlust von 40 Prozent, was Stellantis zum größten Verlierer im Eurozonen-Leitindex EuroStoxx 50 macht.

Beim Vergleich über zwölf Monate hinkt Stellantis auch hinter seinem Konkurrenten Volkswagen hinterher. Der Börsenwert des Autokonzerns hat sich auf 38 Milliarden Euro mehr als halbiert, nachdem er im März noch über 80 Milliarden Euro gelegen hatte. UBS-Analyst Patrick Hummel bemerkte, dass die Gewinnwarnung erwartet worden war, ihr Ausmaß jedoch überrasche und bedeutender sei als die bestehenden Prognosesenkungen deutscher Autohersteller. Diese Entwicklung wirft nun Fragen zur Aktionärsvergütung in Form von Dividenden und möglichen Aktienrückkäufen auf.

Besonders schmerzhaft für die Investoren: Der freie Finanzmittelfluss des Industriegeschäfts wird in diesem Jahr voraussichtlich um 5 bis 10 Milliarden Euro sinken. Bisher hatte das Management ein positives Ergebnis erwartet. Der Free Cashflow ist ein Indikator für die Finanzkraft eines Unternehmens und wirkt sich direkt auf die Dividendenpolitik aus. JPMorgan-Experte Jose Asumendi errechnete, dass selbst am oberen Ende der neuen Margenprognose die Erwartungen für den operativen Gewinn nun mehr als 30 Prozent unter den Konsensschätzungen von Bloomberg liegen.

Insbesondere das US-Geschäft von Stellantis entwickelt sich enttäuschend. Große SUVs und Pick-ups, die üblicherweise einen wesentlichen Teil des Gewinns ausmachen, bleiben derzeit auf den Höfen der Händler stehen. Dies drückt die Verkaufspreise und beeinträchtigt das Gesamtergebnis. Tavares kündigte an, die Bestände in den USA bis Ende des Jahres deutlich auf höchstens 330.000 Fahrzeuge zu reduzieren. Zuvor war dieses Ziel erst für das erste Quartal des kommenden Jahres geplant gewesen. Zur Beschleunigung der Bestandsreduktion sollen die Auslieferungen in Nordamerika im zweiten Halbjahr um über 200.000 Autos verringert werden, anstatt wie bisher vorgesehen um 100.000 Fahrzeuge. Gleichzeitig sollen vermehrte Rabatte den Verkauf ankurbeln.

Zwei Drittel der Kürzungen bei der Margenprognose entfallen auf Maßnahmen in Nordamerika. Hinzu kommen schwächere Verkaufszahlen in anderen Regionen. Vor Stellantis hatten bereits mehrere deutsche Autobauer wie Mercedes-Benz, BMW und die Porsche AG sowie der angeschlagene Volkswagen-Konzern ihre Gewinnausblicke angepasst.