15. Januar, 2025

Wirtschaft

Steigende Schulden in Großbritannien: OBR warnt vor drastischen Steuererhöhungen oder Ausgabenkürzungen

Steigende Schulden in Großbritannien: OBR warnt vor drastischen Steuererhöhungen oder Ausgabenkürzungen

Die britischen Haushalte müssen sich auf zusätzliche Steuererhöhungen oder Ausgabenkürzungen in Höhe von 40 Milliarden Pfund pro Jahrzehnt einstellen, um eine „Schuldenspirale“ der öffentlichen Haushalte zu vermeiden, warnte die Haushaltsaufsicht der Regierung. Das Office for Budget Responsibility (OBR) führt den steigenden Schuldenberg von 2,5 Billionen Pfund auf den Druck einer alternden Bevölkerung, steigender Zinszahlungen und den Übergang zu einer Netto-Null-Wirtschaft zurück. Ohne Produktivitätssteigerungen oder höhere Steuern könnte die Schuldenquote Großbritanniens auf 275 Prozent des BIP klettern.

OBR-Vorsitzender Richard Hughes betonte, dass die öffentlichen Finanzen auf einem „nicht nachhaltigen Pfad“ seien. Eine sinkende Geburtenrate und eine wachsende Zahl von Rentnern belasten die Einnahmen und erhöhen die Ausgaben. Auch die erforderlichen Investitionen in Verteidigung und Maßnahmen gegen die Folgen des Klimawandels würden die Schulden weiter in die Höhe treiben.

Hughes widersprach jedoch der Behauptung von Finanzminister Darren Jones, dass die wachsenden Schulden ausschließlich auf die Vorgängerregierung zurückzuführen seien. Vielmehr reflektiere die Projektion langfristige demografische Trends und die damit verbundenen finanziellen Herausforderungen über einen Zeitraum von 50 Jahren.

Angesichts einer eskalierenden Debatte über den von den Tories hinterlassenen „22-Milliarden-Pfund-Haushaltsloch“, wie Labour behauptet, stellte der Schattenkanzler Jeremy Hunt klar, dass die Zahl fiktiv sei. Gleichzeitig wird von Ökonomen erwartet, dass Kanzlerin Rachel Reeves nächstes Monat im Budget zusätzliche Steuererhöhungen in Höhe von 20 Milliarden Pfund ankündigen wird.

Langfristig prognostiziert das OBR, dass die Schuldenquote mit der derzeitigen Politik bis 2070 auf über 60 Prozent des BIP steigen könnte. Um das Schuldenniveau wieder auf das Vorkrisenniveau von 85 Prozent des BIP zu bringen, wären jedes Jahrzehnt fiskalische Anpassungen von 1,5 Prozent des BIP erforderlich, was heutigen 40 Milliarden Pfund an Steuererhöhungen oder Ausgabenkürzungen entspricht.

Die steigenden Kosten für die staatliche Rente, insbesondere durch den „Triple Lock“-Mechanismus, könnten den Steuerzahler bis 2074 zusätzliche 30 Milliarden Pfund pro Jahr kosten. David Miles vom OBR warnte, dass Großbritanniens Schulden das Vertrauen der Investoren untergraben könnten, was zu einer unhaltbaren Schuldenblase führen würde.

Sollten Steuern kontinuierlich erhöht werden, könnte dies die wirtschaftliche Produktivität und das BIP-Wachstum beeinträchtigen. Diese Produktivität sei jedoch der schmerzlosere Weg, um die finanzielle Kluft zu schließen, so Miles.

Britanniens Streben nach Netto-Null würde zudem die Einnahmen aus der Kraftstoffsteuer zum Erliegen bringen und zusätzliche Investitionen erfordern, um den Auswirkungen extremer Wetterbedingungen entgegenzuwirken. Verzögerungen in der Politik könnten die Gesamtkosten bis 2050 mehr als verdoppeln, während ein schnelleres Handeln netto wirtschaftliche Vorteile bringen könnte.

Die aktuelle fiskalische Risikoeinschätzung des OBR malt ein düsteres Bild für die nächsten 50 Jahre, untermauert jedoch die dringende Notwendigkeit für korrigierende Maßnahmen, um eine rapide Verschuldung zu vermeiden.