27. Juli, 2024

Wirtschaft

Steigende Pflegekosten in Niedersachsen: Forderung nach Reformen und Entlastungen

Steigende Pflegekosten in Niedersachsen: Forderung nach Reformen und Entlastungen

Die Pflegekosten in niedersächsischen Heimen steigen weiter an und belasten die Bewohner zunehmend. Durchschnittlich müssen Pflegebedürftige im ersten Jahr ihres Heimaufenthalts 2.528 Euro monatlich aus eigener Tasche bezahlen. Dies bedeutet eine Erhöhung um 137 Euro im Vergleich zum Vorjahr und sogar rund 600 Euro mehr als vor drei Jahren, wie aktuelle Berechnungen des Verbandes der Ersatzkassen (vdek) zeigen.

Diese Kosten setzen sich aus dem Eigenanteil für Pflege und Betreuung sowie den Kosten für Unterkunft, Verpflegung und Investitionen zusammen. Neu hinzugekommen sind Ausbildungskosten, die ebenfalls an die Bewohner weitergereicht werden. Trotz der jüngst erhöhten Entlastungszuschläge, die mit dem Aufenthaltsdauer schrittweise steigen, nimmt die finanzielle Belastung kontinuierlich zu.

Auch bundesweit zeigt sich ein ähnliches Bild. Laut vdek müssen Bewohner im ersten Jahr eines Pflegeheims durchschnittlich 2.871 Euro pro Monat aufbringen, was einen Anstieg von 211 Euro gegenüber Mitte 2023 darstellt. In Nordrhein-Westfalen und Baden-Württemberg liegen die Eigenanteile mit 3.200 Euro beziehungsweise 3.180 Euro pro Monat am höchsten, während Sachsen-Anhalt mit 2.373 Euro die niedrigsten Kosten aufweist.

Besonders drastisch fiel die Erhöhung in Bremen aus, wo die Eigenanteile im ersten Jahr um 433 Euro stiegen und nun bei 3.070 Euro monatlich liegen. Angesichts dieser Entwicklungen fordert der Verband der Ersatzkassen eine grundlegende Finanzierungsreform der Pflegeversicherung auf Bundesebene.

"Es ist essenziell, die Pflegeheimbewohner finanziell zu entlasten", betont Hanno Kummer, Leiter des Ersatzkassenverbandes in Niedersachsen. Er verweist darauf, dass eine Durchschnittsrente in Niedersachsen bei weitem nicht mehr ausreicht, um die Heimkosten zu decken. Die Folge: Viele Senioren sind auf Sozialhilfe angewiesen. Hauptursache für die steigenden Kosten sind die gestiegenen Lohnkosten in der Pflege.

Kummer sieht auch das Land Niedersachsen in der Pflicht und fordert, dass es die Investitionskosten übernimmt, ähnlich wie bei Krankenhäusern. Derzeit tragen die Pflegeheimbewohner durchschnittlich 516 Euro pro Monat für die Instandhaltung der Gebäude und die Ausstattung bei.

Das Bundesgesundheitsministerium plant, im Herbst ein Konzept für eine umfassende Pflegereform vorzulegen. Diese soll zusätzliche Kapazitäten beim Pflegepersonal schaffen, Pflegebedürftigkeit besser verhindern und die bestehende Finanzlücke schließen, da die Pflegeversicherung für die Jahre 2024 und 2025 rote Zahlen erwartet.