Eine aktuelle Studie der Barmer Krankenkasse zeigt, dass die Pflegeversicherung in Deutschland vor erheblichen finanziellen Herausforderungen steht. Grund hierfür ist die Verlängerung der durchschnittlichen Pflegedauer, die sich in den kommenden Jahren fast verdoppeln könnte. Während kürzlich verstorbene Pflegebedürftige durchschnittlich 3,9 Jahre Pflege benötigten, wird prognostiziert, dass aktuell Pflegebedürftige rund 7,5 Jahre betreut werden müssen. Ursächlich dafür ist die 2017 eingeführte Neuformulierung des Pflegebedürftigkeitsbegriffs, die mehr Menschen Zugang zu Pflegeleistungen verschafft. Diese Neuerung hat nicht nur die Pflegedauer verlängert, sondern auch die Kosten signifikant erhöht. Studienautor Heinz Rothgang von der Universität Bremen bestätigte, dass bisher durchschnittlich 50.000 Euro pro Pflegebedürftigem aufgewendet wurden. Für die derzeit Pflegebedürftigen könnte diese Summe auf etwa 76.000 Euro ansteigen. Diese Werte basieren auf den aktuellen Preiskonditionen von 2023, ohne Berücksichtigung künftiger Preissteigerungen. Angesichts der steigenden Zahl an Pflegebedürftigen und der eskalierenden Kosten wird eine grundlegende Reform der Finanzierungsstruktur diskutiert. Der Bruch der Ampel-Koalition hat jedoch Gesundheitsminister Karl Lauterbach daran gehindert, geplante Reformen durchzuführen. Barmer-Chef Christoph Straub bezeichnete die bevorstehenden politischen Entscheidungen als „Mammutaufgabe“, die nach der nächsten Bundestagswahl in Angriff genommen werden müsse. Zwischenzeitlich plant die Bundesregierung, den Pflegebeitrag ab dem 1. Januar 2025 um 0,2 Prozentpunkte zu erhöhen, um die Sicherstellung der Zahlungsfähigkeit der Pflegeversicherung zu gewährleisten.