01. Januar, 2025

Wirtschaft

Steigende Mieten und zaghafter Neubau: Immobilienmarkt Deutschland in der Krise

Steigende Mieten und zaghafter Neubau: Immobilienmarkt Deutschland in der Krise

Der Wohnungsmarkt in Deutschland sieht turbulenten Zeiten entgegen. Immobilienexperten prognostizieren für das Jahr 2025 erheblich steigende Mieten, trotz eines kürzlichen Preisverfalls bei Eigentumsobjekten, der nur temporären Charakter haben dürfte. Während gefallene Zinsen die Baufinanzierung etwas erleichtern, bleiben viele Haushalte dennoch aufgrund der hohen Bau- und Grundstückskosten zurückhaltend.

Sören Gröbel von Jones Lang LaSalle (JLL) erwartet keine signifikante Belebung des Neubaus im Jahr 2025. Trotz der breiten Bereitschaft zum Bau wird diese durch die anhaltend hohen Kosten für Handwerker und Materialien gehemmt. Gröbel betont, dass auch der jüngste Rückgang der Zinsen nicht ausreiche, um die hohen Kosten auszugleichen. Wohnraum bleibt in städtischen Gebieten knapp, was die Mieten weiter in die Höhe treibt.

Michael Schlatterer von CBRE teilt diese Einschätzung und weist auf zusätzliche Herausforderungen hin, die den Wohnungsbau behindern: Insolvenzen in der Baubranche und Zuwanderung erhöhen den Druck auf den ohnehin angespannte Markt. Der ZDB rechnet lediglich mit 250.000 bis 255.000 Fertigstellungen für 2024, weit entfernt von den ambitionierten Zielen der Bundesregierung. Der Branchenverband HDB warnt vor einem drohenden Debakel im Wohnungsbau, da Neubauanträge stagnieren.

Gröbel identifiziert drei Hauptgründe für den Preisanstieg bei Mieten: Menschen, die sich durch die gestiegenen Zinsen kein Eigentum mehr leisten können, drängen auf den Mietmarkt, während die Schere zwischen Nachfrage und Angebot immer größer wird. Zudem treibt die Inflation aufgrund steigender Einkommen die Mieten weiter nach oben.

Aktuelle Daten von JLL zeigen signifikante Mietanstiege im dritten Quartal, mit einer Zunahme von bis zu acht Prozent in Metropolen. Dies zeigt, dass die derzeitigen Mietsteigerungen jene des letzten Immobilienbooms übertreffen. Angesichts der hohen Anzahl an Mietern in Deutschland, die bei über 50% liegt, sind die Auswirkungen besonders spürbar. Eine Umfrage von ING verdeutlicht, dass viele Menschen Schwierigkeiten haben, ihre Mietkosten zu tragen.

Ein Lichtblick mag in den leicht steigenden Kaufpreisen liegen. Nach einer kräftigen Preiskorrektur beobachtet das Statistische Bundesamt seit diesem Sommer eine leichte Erholung. Dennoch bleiben die Unterschiede je nach Energieeffizienz der Immobilien erheblich, wie Philipp Niemann von McMakler bestätigt: Immobilien mit niedriger Energieklasse erleben starke Preisabschläge.

Für einige Erleichterung sorgen die leicht gesunkenen Bauzinsen, wobei Dekabank-Chefvolkswirt Ulrich Kater nur noch wenig Spielraum für weiter sinkende Zinsen sieht. Die Helaba betont zudem den Einfluss der schwachen Konjunkturlage auf den Immobilienmarkt und gibt wenig Hoffnung auf einen bevorstehenden Boom.