Die norwegische Bevölkerung zeigt wachsende Sympathien für einen Beitritt zur Europäischen Union, auch wenn die Skeptiker weiterhin in der Mehrheit sind, wie eine kürzlich veröffentlichte Meinungsumfrage des Instituts Sentio nahelegt. Anlässlich des 30-jährigen Jubiläums des letzten Referendums zu diesem Thema zeigt sich ein bemerkenswerter Wandel in der öffentlichen Meinung. Norwegen lehnte zuletzt 1994 den EU-Beitritt ab, nachdem bereits 1972 ein ähnliches Votum negativ ausfiel. Stattdessen trat das Land dem Europäischen Wirtschaftsraum (EWR) bei, der den freien Austausch von Personen, Waren, Dienstleistungen und Kapital zwischen der Europäischen Union und den Nicht-EU-Ländern Norwegen, Island und Liechtenstein ermöglicht. Laut der Umfrage äußerten sich 46,7% der Norweger gegen einen EU-Beitritt, während 34,9% dafür stimmten und 18,4% unentschlossen blieben. Der Widerstand gegen die Mitgliedschaft ist von über 70% im Jahr 2016 auf den niedrigsten Wert seit 2009 gefallen, während die Unterstützung aus den vorhergehenden Jahren, in denen sie bei rund 20% lag, gestiegen ist. In Krisenzeiten zeigt sich eine verstärkte Pro-EU-Haltung, doch im Großen und Ganzen ist die Bevölkerung zufrieden mit der aktuellen Außenseiterrolle. Kjetil Alstadheim, Autor der kommenden Autobiografie „Everyone Got it Wrong: On Norway as an EU Nation“, merkt jedoch an, dass nur ein schwerwiegender Schock die Meinungen grundlegend ändern könnte. Politisch ist die Diskussion um einen Beitritt kaum präsent. Die führenden Parteien, einschließlich der Arbeiterpartei und der Konservativen, sowie die bedeutendsten Gewerkschaften und Wirtschaftsorganisationen, lehnen eine neue Debatte ab, um die bestehende Zusammenarbeit im Rahmen des EWR nicht zu gefährden. Dies wurde durch ein Zitat von Alstadheim untermauert, der davor warnt, einen „David Cameron“-Moment zu schaffen. Zuletzt wurden 1.000 Personen für die November-Umfrage befragt, was aktuelle Stimmungen sowohl innerhalb der norwegischen Gesellschaft als auch in der politischen Landschaft reflektiert.