19. März, 2025

Technologie

Steht der erste Fusionsreaktor der Welt bald hier?

Deutschland will bei der Kernfusion eine führende Rolle spielen. Während Milliarden in die Forschung fließen, ringt die Politik um Unterstützung – doch technische Hürden bleiben gewaltig.

Steht der erste Fusionsreaktor der Welt bald hier?
Milliarden für die Zukunft: Die Investitionen in Kernfusion sind zwischen 2021 und 2024 weltweit um 300 % gestiegen – große Tech-Konzerne und Energieriesen setzen auf den Durchbruch.

Ein globaler Milliardenmarkt in Bewegung

Die Kernfusion gilt als der heilige Gral der Energiebranche: emissionsfrei, unerschöpflich und sicherer als jede bisherige Form der Kernkraft. Weltweit wächst das Investitionsvolumen rapide – allein zwischen 2021 und 2024 um 300 Prozent.

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Proxima is a European fusion energy start-up building stellarator fusion power plants.

Konzerne wie Amazon, Alphabet oder Shell setzen auf die Technologie, ebenso wie milliardenschwere Tech-Unternehmer. Auch in Deutschland formiert sich eine neue Generation von Fusionsunternehmen, die sich Hoffnungen auf den großen Durchbruch machen.

Deutsche Start-ups mischen mit

Von den weltweit rund 45 Fusionsunternehmen haben vier ihren Sitz in Deutschland: Proxima, Marvel Fusion, Gauss Fusion und Focused Energy. Sie sind mit völlig unterschiedlichen Ansätzen unterwegs – von magnetischer Einschlussfusion bis hin zu laserbasierten Verfahren.

Marvel Fusion etwa arbeitet eng mit Siemens Energy an einem ersten Kraftwerkskonzept, während Focused Energy sein Pilotkraftwerk am ehemaligen Atomstandort Biblis plant.

"Jeder in Deutschland hat mittlerweile verstanden, dass wir Fusion brauchen. Auch die Politik", sagt Proxima-Fusion-Chef Francisco Sciortino.

Sein Unternehmen hat kürzlich eines der ersten Bau- und Betriebskonzepte für eine kommerzielle Fusionsanlage veröffentlicht.

Politische Unterstützung wächst

Die kommende Bundesregierung setzt auf Kernfusion als strategische Zukunftstechnologie. Bereits im Wahlkampf kündigte CDU-Kanzlerkandidat Friedrich Merz an, dass Deutschland zwei große Fusionsreaktoren errichten soll. Im Sondierungspapier mit der SPD heißt es nun konkret: "Der erste Fusionsreaktor der Welt soll in Deutschland stehen."

Deutsche Start-ups im Wettlauf: Proxima, Marvel Fusion, Gauss Fusion und Focused Energy treiben die Forschung voran – doch noch fehlt der endgültige Beweis für die Machbarkeit.

Die Union fordert nun milliardenschwere Förderprogramme. CDU-Forschungspolitiker Thomas Jarzombek warnt: "Wenn Deutschland jetzt nicht handelt, riskieren wir, dass eine Schlüsseltechnologie an uns vorbeizieht und wir erneut von ausländischer Energieversorgung abhängig werden."

Technische Herausforderungen bleiben

Trotz aller Euphorie bleibt der technische Durchbruch ungewiss. Noch hat kein Unternehmen bewiesen, dass eine Fusionsanlage mehr Energie erzeugen kann, als sie verbraucht. Auch die teuerste und technologisch ausgereifteste Forschungsanlage – der französische ITER-Reaktor – wird frühestens 2035 erste Ergebnisse liefern.

Deutsche Start-ups setzen darauf, diese Hürde schneller zu überwinden. Marvel Fusion etwa entwickelt in den USA einen Hochleistungslaser für die Fusionstechnik. "Wir bauen unsere ersten beiden Laser für eine Testanlage – Ende 2026 soll die erste Demonstration erfolgen", sagt Marvel-Chefin Heike Freund.

Europas neuer Weltrekord

Während Deutschland noch plant, melden Forscher in Frankreich bereits Fortschritte. In der WEST-Anlage in Cadarache gelang es, das Fusionsplasma 1.337 Sekunden stabil zu halten – ein neuer Weltrekord. Damit übertrafen sie sogar die bisherigen Bestwerte aus China. Doch die entscheidende Frage bleibt: Wann kann Kernfusion tatsächlich Strom liefern?

Risiko oder Jahrhundertchance?

Für Investoren und Politik bleibt Kernfusion ein Wagnis – mit ungewissem Zeithorizont. Kritiker bemängeln, dass vor 2050 keine marktreife Fusionsenergie zu erwarten sei. Die Bundesregierung steht nun vor einer Grundsatzentscheidung: Soll Deutschland Milliarden in eine Technologie stecken, deren wirtschaftliche Machbarkeit noch unklar ist? Oder riskiert man, in einem der größten Zukunftsmärkte ins Hintertreffen zu geraten?

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