Die Begeisterung für Balkonkraftwerke in Deutschland kennt derzeit kaum Grenzen. Im Register der Bundesnetzagentur verzeichnet man aktuell beeindruckende 708.590 solcher "steckerfertigen Solaranlagen" – eine Verdopplung im Vergleich zu Jahresbeginn. Angesichts einer Meldefrist von einem Monat könnte die tatsächliche Zahl noch höher liegen, denn nicht alle Anlagen wurden ordnungsgemäß registriert. Die kumulierte Maximalleistung dieser Anlagen beträgt nun über 600 Megawatt, was auf die genehmigte Erhöhung der Leistungskapazität zurückzuführen ist.
Im dritten Quartal dieses Jahres wurden laut Marktstammdatenregister 140.000 Anlagen mit einer Leistung von maximal 141 Megawatt neu in Betrieb genommen. Auch diese Werte dürften durch Nachmeldungen in der nahen Zukunft nochmals steigen.
Ein entscheidender Treiber dieser Entwicklung ist die gesetzliche Lockerung der Bürokratie für Balkonkraftwerke, zudem sinkende Solarsystempreise. Carsten Körnig vom Bundesverband Solarwirtschaft erwartet, dass der Trend weiterhin positiv bleibt. Vor Kurzem billigte der Bundesrat verbesserte Rechte für Mieter und Wohnungseigentümer, um die Nutzung von steckerfertigen Solargeräten zu erleichtern. Künftig können Mieter die Zustimmung ihres Vermieters oder der Wohneigentümergemeinschaft erwarten, um die Geräte anzubringen und zu verwenden.
Allerdings warnt der Verband vor einer Verwechslung: Nur Geräte mit einem Wechselrichter und einer Anschlussleistung von maximal 800 Watt sind für eine einfache Installation durch Laien gedacht. Größere Selbstbau-Sets, die ebenfalls als Balkonkraftwerke angeboten werden, erfordern den Anschluss durch Elektriker und eine Anmeldung beim Netzbetreiber, insbesondere wenn sie über ein Batteriespeichersystem verfügen.