16. Januar, 2025

Unternehmen

Startklar trotz Turbulenzen: Wie Lilium sich in letzter Minute rettete

Trotz Insolvenz und der Absage staatlicher Unterstützung fand der Flugtaxi-Pionier Lilium einen Investor. Nun steht der erste bemannte Flug kurz bevor. Ein Rettungsdeal, der die Luftfahrtindustrie aufhorchen lässt.

Startklar trotz Turbulenzen: Wie Lilium sich in letzter Minute rettete
Der Flugtaxi-Hersteller Lilium kämpfte jahrelang mit hohen Entwicklungs- und Zertifizierungskosten, bevor der Kapitalfluss versiegte.

Es war der 24. Dezember 2024, als das bayerische Start-up Lilium die Schlagzeilen dominierte: Ein Rettungsdeal in letzter Minute bewahrte den Flugtaxi-Hersteller vor dem endgültigen Aus.

Wenige Tage nach der Kündigung der 750 Mitarbeitenden verkündete der Vorstand den Einstieg eines Investorenkonsortiums. Damit erhält das ambitionierte Projekt eines elektrisch betriebenen Senkrechtstarters eine zweite Chance.

„Wir sind unglaublich erleichtert, dass wir unser Geschäft mit einem erfahrenen Investorenkonsortium fortsetzen können“, erklärte Klaus Roewe, Lilium-CEO und früherer Airbus-Manager.

Der Deal wurde vom Gläubigerausschuss genehmigt, die endgültige Abwicklung des Verkaufs soll Anfang Januar erfolgen. Die Mitarbeiter, die bereits ihre Kündigungen erhalten hatten, werden zurückgeholt.

Ein Konzept am Limit

Lilium wurde 2015 mit dem Ziel gegründet, den Flugverkehr zu revolutionieren. Das entwickelte Kleinflugzeug, das senkrecht starten und landen kann, sollte Mobilität in Großstädten neu definieren.

Kein Vertrauen aus Berlin: Die Bundesregierung verweigerte Lilium eine Bürgschaft in Höhe von 50 Millionen Euro, was die Insolvenz des Unternehmens besiegelte.

Der erste bemannte Flug war für Anfang 2025 geplant, die erste Auslieferung für 2026. Doch die ehrgeizigen Pläne stießen auf massive finanzielle Hürden.

Bis zum Insolvenzantrag Ende Oktober hatte das Unternehmen mehr als 1,5 Milliarden Euro von Investoren eingesammelt. Dennoch waren die Ausgaben enorm: Allein im ersten Halbjahr 2024 beliefen sie sich auf 200 Millionen Euro. Die Bundesregierung lehnte im Oktober einen Antrag auf eine Kreditbürgschaft über 50 Millionen Euro ab, was die Zahlungsunfähigkeit besiegelte.

Warum Lilium relevant bleibt

Trotz der finanziellen Schwierigkeiten hat Lilium noch immer rund 700 Vorbestellungen aus Ländern wie den USA, Großbritannien und Saudi-Arabien in den Büchern.

Das zeigt: Die Nachfrage nach innovativen Mobilitätslösungen bleibt hoch. Branchenexperten sind überzeugt, dass senkrecht startende Flugtaxis künftig eine Rolle im urbanen Verkehr spielen werden – vorausgesetzt, sie schaffen es zur Marktreife.


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Investoren mit Weitblick

Das Konsortium, das nun einsteigt, bringt Hoffnung, aber auch hohe Erwartungen. Wie viel Geld genau fließen wird, bleibt unklar, doch mehrere hundert Millionen Euro sind notwendig, um die Zertifizierung und Produktion zu sichern.

Lilium muss schnell Ergebnisse liefern: Der erste bemannte Flug soll Investoren und Kunden beweisen, dass das Konzept tragfähig ist.

Staatliche Unterstützung bleibt umstritten

Während andere Länder wie Frankreich und Großbritannien großzügig in Luftfahrt-Innovationen investieren, bleibt die Haltung Deutschlands zurückhaltend. Der Fall Lilium zeigt, wie riskant es für Start-ups im Hochtechnologiebereich sein kann, allein auf private Investoren zu setzen.

Für den Flugtaxi-Pionier könnte der Deal den Wendepunkt bedeuten. Doch die eigentliche Herausforderung beginnt jetzt: Die technische und wirtschaftliche Machbarkeit des Projekts muss bewiesen werden – unter kritischer Beobachtung der gesamten Branche.