Im Rahmen der walisischen Labour-Konferenz wird Premierminister Sir Keir Starmer an diesem Samstag an Unternehmer und Landwirte appellieren, dass der umstrittene Haushaltsplan in Höhe von 40 Milliarden Pfund, der im letzten Monat verabschiedet wurde, unumstößlich ist. Trotz teils erboster Reaktionen aus der Wirtschaft und der Landwirtschaft verteidigt Starmer die Steuererhöhungen, die unter anderem eine Erhöhung der nationalen Versicherungsbeiträge der Arbeitgeber um 25 Milliarden Pfund und ein neues Erbschaftssteuersystem für Landwirte beinhalten.
Starmer sieht sich mit den neuesten Zahlen konfrontiert, die ein stagnierendes Wirtschaftswachstum Großbritanniens im dritten Quartal belegen. Der Rückgang im September verleitet zahlreiche Stimmen dazu, eine Revision der beschlossenen Maßnahmen zu fordern. Doch der Premier bleibt standhaft: Die „harten Entscheidungen“ seien notwendig, um das Wachstum Großbritanniens anzukurbeln und die öffentlichen Dienstleistungen zu stabilisieren.
Während vor allem Landwirte ihre Proteste für die nächste Woche planen und Wirtschaftsführer vor Jobverlusten aufgrund der steigenden Beiträge warnen, ist Starmer unnachgiebig. Er besinnt sich auf seine langfristigen Wachstumspläne und die Vision, Großbritannien an die Spitze der G7-Wachstumsraten zu führen.
Diese Ambitionen werden erschwert durch Forderungen nach einem erneuten Aufbau der Handelsbeziehungen mit der EU, angeregt von führenden Persönlichkeiten wie Kanzlerin Rachel Reeves und dem Gouverneur der Bank of England, Andrew Bailey. Beide betonen die strukturellen Herausforderungen, die aus dem Brexit hervorgegangen sind, und setzen sich für eine partnerschaftliche Beziehung mit der EU ein.
Labour-Vertreter im Regierungssitz Downing Street und im Finanzministerium bleiben gelassen und warnen vor überzogenen Schlussfolgerungen aus den jüngsten Äußerungen. Dennoch gibt es in den Reihen der Labour-Partei Dissens: Einige Parlamentarier empfinden Starmer als zu zurückhaltend in der Zusammenarbeit mit Europa.
Während Reeves, der der Verhandlung mit einem möglicherweise protektionistischen US-Präsidenten Trump entgegensieht, ein ambitioniertes Handelsabkommen mit der EU anstrebt, bleibt sie optimistisch. Die wahre Herausforderung liegt in der Balance zwischen US-amerikanischem und europäischem Handel, wobei der EU-Markt unverzichtbar bleibt.