28. März, 2025

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Starlink auf Eis – warum Italien Musk jetzt ausbremst

Ein milliardenschweres Satellitenprojekt zwischen Elon Musks SpaceX und der italienischen Regierung liegt plötzlich auf Eis. Der Grund: politische Bauchschmerzen, öffentliche Kritik – und eine übergroße Rolle für den Unternehmer selbst. Für Europa steht mehr auf dem Spiel als nur ein Deal.

Starlink auf Eis – warum Italien Musk jetzt ausbremst
Der Deal liegt auf Eis, die Debatte ist eröffnet: Wie unabhängig darf Europas kritische Infrastruktur sein – und von wem?

Kein Deal mit dem Visionär – zumindest vorerst

Italiens Verteidigungsminister Guido Crosetto findet klare Worte: Die Gespräche mit Elon Musks SpaceX über eine mögliche Starlink-Kooperation sind „zum Stillstand gekommen“.

Gemeint ist ein hochsensibles Geschäft – der Aufbau eines satellitengestützten Telekommunikationssystems für Italiens Sicherheitsinfrastruktur. Die Verhandlungen hatten milliardenschwere Dimensionen. Nun sind sie auf unbestimmte Zeit ausgesetzt.

Denn der Grund liegt weniger in der Technik als in der Person Elon Musk.

„Man spricht nicht über den technischen Plan, sondern über ihn“, sagt Crosetto – und bringt damit ein Grundproblem der europäischen Musk-Beziehung auf den Punkt: Faszination trifft auf Misstrauen.

Technologie ohne politische Trennung?

Starlink, das satellitenbasierte Internetnetzwerk von SpaceX, gilt als eine der effizientesten Lösungen für schnelle, unabhängige Konnektivität – auch und gerade in sicherheitsrelevanten Bereichen.

In der Ukraine ist das System seit Kriegsbeginn im Einsatz, oft entscheidend für Kommunikation in Frontnähe. Genau das macht es für europäische Staaten so attraktiv – und gleichzeitig so heikel.

Denn mit der Nutzung der Technologie geht zwangsläufig eine Abhängigkeit von einem privaten US-Konzern einher. Und dieser wird geführt von einem Mann, der sich zunehmend politisch positioniert – zuletzt offen an der Seite von Donald Trump. Für ein europäisches Land, das seine digitale Souveränität stärken will, ist das ein Dilemma.

Verteidigungsminister Guido Crosetto stoppt die Gespräche mit SpaceX – „Es geht zu wenig um die Technik, zu viel um Musk.“

Die Technik mag stark sein – aber nicht um jeden Preis.

Dass Italiens Premierministerin Giorgia Meloni und Elon Musk ein freundschaftliches Verhältnis pflegen, ist kein Geheimnis. Das gemeinsame Abendessen in Rom, die Treffen in Texas – dokumentiert in sozialen Netzwerken und Medien.

Doch aus dieser Nähe wurde politische Angriffsfläche. Die Opposition sieht im möglichen Deal ein Einfallstor für externe Einflussnahme auf italienische Sicherheitsinfrastruktur – vor allem, weil Musk als politischer Akteur auftritt.

„Wenn es nicht mehr um Technologie, sondern um Loyalitäten geht, haben wir ein Problem“, sagte ein ranghoher Regierungsberater gegenüber der InvestmentWeek.

Aus technischer Sicht ist Starlink schwer zu ignorieren. Mehr als 5.000 Satelliten sind bereits im Orbit, das System deckt weite Teile der Erde ab, bietet niedrige Latenzzeiten und hohe Ausfallsicherheit.

Für ein Land wie Italien, das in ländlichen Regionen noch immer Funklöcher kennt und sich im Rahmen der EU-Zielvorgaben digital aufrüsten will, ist das attraktiv.

Und es geht nicht nur um Internet für Bergdörfer – sondern um verschlüsselte Regierungs- und Militärkommunikation, um Infrastrukturresilienz in Krisenzeiten.

Aber genau hier beginnt die strategische Frage: Wollen europäische Staaten sicherheitsrelevante Netze einem Tech-Milliardär anvertrauen, dessen Haltung gegenüber demokratischer Kontrolle mindestens volatil ist?

Europa schaut zu – und zögert ebenfalls

Italien wäre das erste EU-Land, das Starlink offiziell in seine Sicherheitsarchitektur integriert. Genau das erhöht den Druck auf andere Regierungen.

Denn was technisch verlockend ist, ist politisch riskant. Die französische Regierung beobachtet die Debatte genau. In Berlin will man sich zum Thema öffentlich nicht äußern – wohl auch, weil Elon Musk über Tesla und X (ehemals Twitter) längst Akteur in mehreren politischen Arenen geworden ist.

„Wir erleben eine neue Form von geopolitischem Tech-Kapitalismus“, sagt ein EU-Diplomat. „Und Europa hat noch keine Antwort darauf gefunden.“

Ein Satellitennetz als politischer Testfall

Die Aussetzung der Verhandlungen ist kein technisches Statement, sondern ein strategisches Signal: Europa will sich nicht treiben lassen – weder von Technologieversprechen noch von Musk-Narrativen.

Crosetto bezeichnete Musk zwar als „visionäres Genie“, stellte aber klar, dass nationale Sicherheitsinteressen nicht verhandelbar seien. Die Gespräche könnten später wieder aufgenommen werden – aber dann unter anderen Bedingungen. Inhaltlich. Nicht personenzentriert.

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