Der Medizintechnikkonzern Siemens Healthineers blickt auf ein durchwachsenes Geschäftsjahr zurück: Während das Unternehmen seine Jahresziele erreichte und den Umsatz um knapp fünf Prozent auf 22,4 Milliarden Euro steigern konnte, bleibt die Lage in China angespannt.
Vorstandschef Bernd Montag kündigte dennoch optimistisch an, dass man „dieses Momentum ins neue Geschäftsjahr mitnimmt“. An den Aktienmärkten wurde der Optimismus belohnt: Der Kurs von Siemens Healthineers legte nach Veröffentlichung der Bilanz um bis zu acht Prozent zu.
Stark in den USA, gebremst in China
Das Bild des Geschäftsjahres bleibt gemischt. In den USA, dem größten Markt für Siemens Healthineers, verläuft das Geschäft reibungslos, was in der Branche als Stabilitätsanker gilt. Im Vergleich dazu belastet China den Konzern: Hier führte eine staatliche Antikorruptionskampagne zu deutlicher Verunsicherung bei Kunden wie Krankenhäusern, was Bestellungen zurückgehen ließ.
Obwohl Siemens Healthineers selbst von keiner Untersuchung betroffen ist, sanken die Umsätze im mittleren einstelligen Prozentbereich. Diese Schwäche zieht sich durch die gesamte Branche, auch beim großen europäischen Konkurrenten Philips. Vorstandschef Montag zeigt sich jedoch zuversichtlich und geht davon aus, dass Siemens Healthineers in dieser schwierigen Phase leicht Marktanteile hinzugewinnen konnte.
Positive Ergebnisse trotz Herausforderungen
Die operativen Zahlen verdeutlichen die Widerstandskraft des Konzerns. Trotz Unsicherheiten in China konnte das Unternehmen sein geplantes Umsatzwachstum von fünf Prozent erreichen.
Die operative Umsatzrendite legte im Gesamtjahr von 15 auf 15,7 Prozent zu. Besonders robust verlief das Geschäft mit MRT- und Röntgengeräten, einem Bereich, in dem Siemens Healthineers als Marktführer auftritt. Auch Varian, die Strahlentherapiesparte des Unternehmens, erzielte ein Wachstum von fast zehn Prozent und wies eine Marge von 16,5 Prozent auf.
Die Diagnostik-Sparte, die Siemens Healthineers vor einigen Jahren für viel Geld erworben hat, bleibt ein Sorgenkind. Das Segment verzeichnete erneut stagnierende Umsätze von 4,4 Milliarden Euro. Zwar konnte die operative Rendite leicht gesteigert werden, doch die Erwartungen an das teure Projekt Atellica – eine selbst entwickelte Diagnoseplattform – wurden noch nicht erfüllt.
Angesichts der Schwierigkeiten und der Diskrepanz zur Bildgebung wird seit Jahren über eine Abspaltung der Diagnostiksparte spekuliert. Montag betonte jedoch, dass es aktuell keine Pläne für einen Verkauf gibt. „Es ist keine Religion, im Diagnostikgeschäft zu sein, aber wir fühlen uns mit der heutigen Situation sehr wohl“, so Montag.
Bewegung bei den Aktionären: Siemens will Anteile reduzieren
Auch bei der Aktionärsstruktur könnte es Veränderungen geben. Siemens hält weiterhin 75 Prozent an Siemens Healthineers, ein Anteil, der manchen Investoren als zu hoch erscheint. Für die Finanzierung der Übernahme der Softwarefirma Altair erwägt Siemens nun, einen Teil seiner Beteiligung an Healthineers zu verkaufen.
Siemens-Finanzvorstand Ralf Thomas kündigte an, dass man möglicherweise bis zu fünf Prozent der Healthineers-Anteile abstoßen könnte. Ein höherer Streubesitz würde die Aktien für Anleger attraktiver machen und dem Unternehmen mehr Flexibilität bieten. Anleger sehen dies als positiven Schritt, der langfristig die Attraktivität von Siemens Healthineers erhöhen könnte.
Ausblick und Herausforderungen
Für das kommende Geschäftsjahr plant Siemens Healthineers erneut ein Umsatzwachstum von fünf bis sechs Prozent. Die Unsicherheiten in China bleiben eine Hürde, die weiterhin genau beobachtet werden muss. Die Diagnostiksparte bleibt ein Bereich, der die Margen belastet, während die übrigen Geschäftsbereiche solide Ergebnisse liefern.
Ob sich Siemens Healthineers auf Dauer mit dieser Zwei-Säulen-Strategie halten kann oder eine strategische Neuausrichtung nötig wird, bleibt spannend. Montag zeigt sich optimistisch, auch wenn Analysten skeptischer sind und teilweise mit höheren Wachstumszahlen gerechnet hatten.
Siemens Healthineers zeigt sich in einem schwierigen Marktumfeld widerstandsfähig. Während das US-Geschäft stark bleibt, bereitet China weiterhin Sorgen, und die Diagnostiksparte bleibt hinter den Erwartungen zurück.