24. November, 2024

Wirtschaft

Starbucks reduziert Absicherungen trotz steigender Kaffeepreise: Eine riskante Wette?

Starbucks reduziert Absicherungen trotz steigender Kaffeepreise: Eine riskante Wette?

Starbucks hat seine Absicherungen gegen Preisschwankungen bei Kaffee drastisch reduziert, obwohl der Preis für Kaffeebohnen in die Höhe geschnellt ist. Dies weckt Bedenken über eine mögliche erhöhte Anfälligkeit des Unternehmens gegenüber Marktschwankungen. Laut dem kürzlich veröffentlichten Jahresbericht hielt das Unternehmen Ende seines Geschäftsjahres im September Festpreisverträge für grünen, nicht gerösteten Kaffee im Wert von weniger als 200 Millionen US-Dollar. Dies stellt einen erheblichen Rückgang im Vergleich zu 1 Milliarde US-Dollar im Jahr 2019 dar.

Diese Entwicklung fällt in eine Zeit, in der Röster mit Angebotsdefiziten konfrontiert sind, ausgelöst durch anhaltend schlechte Ernten in wichtigen Exportländern wie Brasilien. Die Benchmark-Kaffeefutures sind in New York auf ein 13-Jahres-Hoch gestiegen, nachdem sie in den letzten 12 Monaten um mehr als 70 Prozent zugelegt hatten. Starbucks, das 3 Prozent des weltweiten Kaffees für seine insgesamt 40.000 Cafés und Einzelhandelsgeschäfte kauft, hat damit die Aufmerksamkeit der Wall Street auf sich gezogen.

Laut Gregory Francfort, einem Restaurantanalysten bei Guggenheim Securities, sei Starbucks nun deutlich weniger abgesichert als früher, wodurch die Entwicklung der Kaffeepreise in den nächsten zwölf Monaten eine wesentliche Rolle spiele. Der neue Starbucks-CEO Brian Niccol hat unlängst Pläne zur Wiederbelebung der schwächelnden Café-Umsätze vorgestellt, zu denen auch die Betonung von Starbucks als Gemeinschaftstreffpunkt gehört. "Bei Starbucks steht der Kaffee an erster Stelle", betonte er in einer Videoansprache.

Starbucks ist nicht allein unter den Röstereien, die ihre Preisabsicherungen inmitten eines explosiven Marktrallies reduziert haben. Daten der US-Warenaufsichtsbehörde zeigen, dass kommerzielle Händler ihre Arabica-Kaufkontrakte beträchtlich reduziert haben. Der Großteil der Einkäufe von Starbucks erfolgt über "Preis-zum-festlegen"-Verträge, wie ein mit den Abläufen vertrauter Händler erklärt. Endgültige Kaufpreise werden dabei später vereinbart. In solch volatilen Märkten, wie dem aktuellen Kaffeemarkt, neigt die Röstergemeinschaft allgemein dazu, ihre Absicherung zu verringern, so der Händler weiter.

Starbucks bezieht Kaffee von 56 "Tier-One"-Lieferanten, darunter die globalen Handelsgiganten Louis Dreyfus und Olam, sowie von Farmer-Kooperativen. Dem Jahresbericht zufolge hatte das Unternehmen im September grüne Kaffeeankaufsverpflichtungen von 1,1 Milliarden US-Dollar ausstehen. Trotz der reduzierten Preisansicherung unterstreicht Starbucks, dass man agil in diesem dynamischen Markt agiere. Zudem verfüge das Unternehmen über signifikante physische Kaffeebestände, die als Puffer gegen Spotmarkt-Volatilität dienen.

Branchenexperten weisen darauf hin, dass die globale Kaffeeproduktion aufgrund schlechten Wetters beeinträchtigt wird, was den Preisauftrieb verstärkt. Eine aktuelle Prognose des US-Landwirtschaftsministeriums für Brasilien, den größten Lieferanten, wurde aufgrund von unregelmäßigem Regen und hohen Temperaturen gesenkt. Die enge Versorgungs- und Preissituation auf dem Kaffeemarkt bleibt damit angespannt.