Mit der Zeit im Nacken führt Takahiro Mori, CEO von Nippon Steel, ein intensives diplomatisches Tauziehen, um die Zustimmung zu einem entscheidenden 15-Milliarden-Dollar-Deal zur Übernahme von US Steel zu sichern. Die Verhandlungen bringen ihn in schnelle Wechsel zwischen hochrangigen Treffen in Washington und intensiven Gesprächen mit Stahlarbeitern im „Rust Belt“ der USA. Doch die Chancen auf den Erfolg seines monatelangen Bemühens schwinden zunehmend. Die Meinungen unter den US-Entscheidungsträgern, die bis spätestens 23. Dezember ein Urteil fällen müssen, sind gespalten. Die finale Entscheidung könnte in den Händen von Präsident Joe Biden liegen, der sich bereits skeptisch gegenüber dem japanischen Angebot äußerte. Auch Präsident Donald Trump, der Biden im Amt nachfolgen wird, lehnt das Vorhaben ab. Der Ausgang dieser Übernahme wird auch als internationales Signal gewertet, ob die USA ausländische Investitionen, insbesondere von Verbündeten aus Europa und Ostasien, weiterhin willkommen heißen. Tief im Herzen des Mon Valley bei Pittsburgh, trotz intensiver Werbekampagnen, trifft das Vorhaben von Nippon Steel auf erheblichen Widerstand. Der mächtigste Gegner, die Gewerkschaft United Steelworkers, angeführt von Präsident Dave McCall, bleibt trotz Mori und anderen Managern gegenüber skeptisch. McCall verlangt Arbeitsplatzsicherheiten und befürchtet, dass Nippon Steel im Falle einer Übernahme lediglich Interessen zum Import billigen Stahls verfolgen könnte. Nippon Steel hingegen betont, 2,7 Milliarden Dollar in neue Kapazitäten in den USA investieren zu wollen. Doch selbst diese Versprechen können die Sorgen über Pensionssicherheit und den Erhalt der heimischen Stahlproduktion nicht vollends beschwichtigen. Auch auf politischen Bühnen in Washington wachsen die Spannungen. Das Gremium Cfius, das nationale Sicherheitsaspekte auf ausländische Übernahmen prüft, hat seine Bedenken formuliert. Einige dessen Mitglieder sehen jedoch keine Sicherheitsrisiken, dennoch könnte am Ende Präsident Bidens Entscheidung das Schicksal des Deals besiegeln. Wie auch immer sich das Weiße Haus entscheidet, die Auswirkungen dieser Entscheidung werden weitreichend sein und die wirtschaftliche Realpolitik und protektionistischen Tendenzen in den USA reflektieren. Währenddessen stehen Arbeitsplätze in Schicksalspositionen, die durch die unsichere Zukunft des Deals aufs Spiel gesetzt werden könnten. Die lokale Belegschaft hofft, durch die Übernahme Arbeitsplätze zu sichern, obwohl politische Vorbehalte weiterhin über ihrer Zukunft schweben.