Die Zukunft der Stahlsparte von Thyssenkrupp sorgt für besorgte Mienen in den Regierungskreisen. Bundeskanzler Olaf Scholz hat in einem Interview mit der 'Neue Westfälische' die geostrategische Bedeutung der deutschen Stahlproduktion unterstrichen. Besonders nach der sogenannten Zeitenwende sei deutlich geworden, dass Unternehmen der Rüstungsindustrie oft auf Zulieferer aus Ländern angewiesen sind, die hinsichtlich der Materiallieferungen nicht immer verlässlich sind.
Vor allem Halbleiter und spezielle Stahlsorten, aber auch einfachere Produkte wie Schießbaumwolle, erweisen sich als kritisch. Scholz betonte, dass Deutschland robuster gegenüber möglichen Lieferschwierigkeiten werden müsse, um die geopolitische Erpressbarkeit zu verringern.
Die aktuellen Entwicklungen bei Thyssenkrupp sind alarmierend: Innerhalb der nächsten sechs Jahre sollen 11.000 Arbeitsplätze im Stahlbereich abgebaut werden. Von den derzeit 27.000 Stellen würden nur noch 16.000 übrig bleiben. Dieser drastische Jobabbau stößt auf heftigen Widerstand. Arbeitnehmervertreter und die Gewerkschaft IG Metall kündigen an, sich vehement gegen die Pläne zu wehren.
Unterdessen hat sich der Betriebsratsvorsitzende von Thyssenkrupp, Tekin Nasikkol, für den Erhalt des Unternehmens ausgesprochen. Er hob hervor, dass eine unabhängige Stahlindustrie entscheidend für Deutschlands Verteidigungsfähigkeit sei und erwähnte, dass er in dieser Sache bereits ein Gespräch mit Kanzler Scholz geführt habe.