Der Automobilzulieferer Stabilus aus Koblenz hat mit einem eindrucksvollen Schlussspurt sein herausforderndes Geschäftsjahr besser als prognostiziert abgeschlossen. Entgegen der Erwartungen litt das Unternehmen nur marginal unter Gewinnrückgängen und konnte durch die strategische Akquisition des US-Industriedienstleisters Destaco seine Umsatzbilanz positiv beeinflussen. Diese Vorab-Geschäftszahlen, die am Abend nach Börsenschluss präsentiert wurden, fanden bei Anlegern Anklang, was sich in einem Kursanstieg um fast neun Prozent im frühen Handel des darauffolgenden Tages widerspiegelte. Allerdings sank dieser Zugewinn bis zum Mittag auf ungefähr fünf Prozent zurück. Das aktuelle Umfeld in der Automobilbranche erweist sich jedoch weiterhin als herausfordernd und beeinträchtigte den Aktienkurs von Stabilus im Jahresverlauf stark. Mit einem Verlust von über 40 Prozent zählt das Papier zu den signifikanten Verlusten im MDax.
Das Geschäftsjahr von Stabilus endete am 30. September. Die vorläufigen Zahlen zeigen einen leichten Rückgang des bereinigten Gewinns vor Zinsen und Steuern (Ebit) auf 157 Millionen Euro. Dennoch lagen die Resultate oberhalb der pessimistischen Erwartungen der Experten von Bloomberg. Belastungen durch den Destaco-Zukauf, der im letzten Quartal erfolgte, wurden aus dem Betriebsgewinn herausgerechnet. Insgesamt verzeichnete Stabilus einen Jahresgewinn von 72 Millionen Euro, verglichen mit 103 Millionen Euro im Vorjahr. Der Umsatz stieg, begünstigt durch den US-Zukauf, um 7,5 Prozent auf 1,31 Milliarden Euro und entsprach den Erwartungen des Marktes.
Der JPMorgan-Analyst Akshat Kacker bemerkte, dass Stabilus am unteren Ende der gesenkten Prognose abschnitt, wobei dies am Markt bereits vermutet wurde. Er hob zudem den bemerkenswerten freien Barmittelfluss hervor, den das Unternehmen hauptsächlich der Destaco-Übernahme verdankt. Ähnlich äußerte sich Marc-René Tonn von Warburg, der auf den starken Cashflow und die solide Marge im vierten Quartal hinwies, jedoch fehlten ihm präzise Details und ein umfassender Ausblick.
Besonders die gesunkene Nachfrage von großen Automobilherstellern stellte Stabilus vor Herausforderungen. Diese kämpfen derzeit mit Absatzeinbrüchen, insbesondere aufgrund der schwachen Nachfrage auf dem chinesischen Markt. Ebenso machten dem Unternehmen signifikant gestiegene Lohn- und Materialkosten zu schaffen. Dies veranlasste Stabilus im Juni zu einer Anpassung seiner Jahresziele sowie zur Implementierung von Maßnahmen zur Kostensenkung und Produktivitätssteigerung. Dazu zählten Preisverhandlungen mit Lieferanten und vermehrte Automatisierung.
Für die Akquisition von Destaco investierte Stabilus 680 Millionen Dollar mit dem Ziel, seine Position als Branchenführer im Bereich der Automatisierungs- und Spanntechnik auszubauen. Die vollständigen vorläufigen Ergebnisse des Jahresabschlusses sollen am 11. November präsentiert werden.